Wien - Im Dezember waren die ersten dran, im März kommen die nächsten - und dann ist die Übersiedlung der Wiener Finanzämter ins neue Finanzzentrum Wien Mitte perfekt. Nur das Finanzamt 2/20/21/22 bleibt, wo es ist, nämlich in Kagran. Bis jetzt sind rund 1.500 der insgesamt fast 1.900 Mitarbeiter übersiedelt - und genau keine Akten.

Scans ersetzen Papier

Denn: Platz für selbige ist in den neuen, 35.000 Quadratmeter großen Büros in Wien-Landstraße gar nicht vorhanden, auch die Statik des Hauses ist dem Vernehmen nach dafür nicht geschaffen. Allerdings entspricht dieser papierlose Zustand Willen und Planung des Finanzministeriums: Alle Finanzakten sollen eingescannt werden und ihren Weg zu den Sachbearbeitern fortan elektronisch finden. "Das ist schneller und effizienter und dient der Prozessoptimierung", erklärt eine Sprecherin des Ministeriums. Diese Umstellung laufe gut.

Mit der "Prozessoptimierung" hapere es aber noch, wissen Betroffene zu berichten. Alle Akten aller Finanzämter, Tonnen von Papier also, lagern nämlich neuerdings im ehemaligen Finanzamt Wien 3/11 in Erdberg; eingescannt sind sie noch lange nicht.

Großer Aufwand

Vielmehr läuft das Programm "scanning on demand": Welcher Mitarbeiter auch immer einen Akt braucht, muss ihn in Erdberg anfordern und bekommt ihn dann als Scan. "Schwierige Akten" (auch die gibt es), die man in Papierform auf dem Schreibtisch brauche, müssten vom Haus organisiert und extra herangeschafft werden, erzählt ein Finanzer.

Mit der Organisation des neuen Systems hat das Ministerium übrigens die Reisswolf Akten- und Datenvernichtung GmbH beauftragt. (gra, DER STANDARD, 1.2.2013)