Es brauchte Rechnungshofsberichte, parlamentarische Anfragen und Monate der Kritik, bis die ÖVP die Reißleine zog. Das Innenministerium hat den Vertrag mit der parteinahen Werbeagentur Headquarter gekündigt und damit eine Praxis beendet, die nach Freunderlwirtschaft der üblen Sorte roch. Die bewährte Praxis: Kabinettsmitglieder schieden - mitunter über den Umweg der Karenz - aus dem Ministerium aus, um dann dank Beraterverträgen erst recht für ihre alten Dienstgeber weiterzuarbeiten.

Es ist keine allzu kühne Vermutung, dass es sich die Günstlinge dabei wohl finanziell verbessert haben. Billig waren sie jedenfalls nicht. Hunderttausende Euro gaben die Ressortchefinnen Maria Fekter und Johanna Mikl-Leitner für die Leistungen ehemaliger, ÖVP-affiner Ministeriumsmitarbeiter aus.

Selbst wenn die Aufträge, wie die Ministerinnen beteuern, juristisch sauber sein sollten: Was rechtens ist, muss noch lange nicht gerechtfertigt sein. Gerade die ÖVP, die gerne über die angeblich aufgeblähte Verwaltung jammert, sollte erst einmal aus der geballten Kompetenz der Beamtenschaft schöpfen, statt Gefolgsleute außer Haus zu bedienen - und wird wirklich einmal ein externer Berater gebraucht, dann bitte einer, der nicht in der eigenen Seilschaft hängt. In Zeiten, in denen Politiker unter dem Generalverdacht der Korruption stehen, sollte dieses Mindestgespür für politische Hygiene zumutbar sein. (Gerald John, DER STANDARD, 30.1.2013)