Christina Hochleitner: Vertrauen in Technik schaffen.

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In Zukunft wird auch der Medikamentenschrank mit dem Internet verbunden sein: Ältere Menschen, die zu gewissen Zeiten am Tag Medikamente nehmen müssen, werden erinnert und über einen Monitor Schritt für Schritt zur Einnahme der richtigen Dosis angeleitet. Geht ein Medikament zur Neige, kann es automatisch bei Arzt oder Apotheke nachbestellt werden.

Wenn sich aber bald Arzneischränke, Haustüren und Kaffeemaschinen Daten online verschicken, werden sich auch die Fragen nach Benutzerfreundlichkeit und Datenschutz neu stellen. Christina Hochleitner vom Wiener Forschungszentrum Cure will mit ihren Usability-Konzepten eines Internets der Dinge diese Fragen beantworten. Bildschirminhalte müssten nicht nur eine intuitive Umgebung bilden, klar strukturiert sein und Inhalte barrierefrei und schnell erfassbar verfügbar machen, erklärt die 30-Jährige. Im Rahmen des von ihr koordinierten EU-Projekts "uTRUSTit" macht sie sich auch darüber Gedanken, wie bei den Benutzern Vertrauen in die Sicherheit der neue Technologie geschaffen werden kann.

Bei dem Arzneischrank geht es etwa um medizinische Informationen, die weitergegeben werden - ein heikles Thema. "Unser Focus ist, den Menschen zu zeigen, wer diese Informationen bekommt und ob die Verbindung sicher ist", sagt Hochleitner. Der Arzt und die Apotheke? Oder vielleicht auch Pharmafirmen, wie viele vielleicht befürchten? Die Anwender müssten imstande sein, den Datentransfer zu kontrollieren.

Die bewusste Wahl von Materialien könnte dabei helfen, Sicherheit oder Unsicherheit der Daten zu signalisieren. Die Benutzer des Arzneischranks könnten beispielsweise ein Armband aus einem veränderlichen Material tragen, das sich flauschig weich gibt, wenn die Informationen sicher sind, und hart und kratzig wird, wenn man die Daten nicht weitergeben sollte, erklärt Hochleitner eines der User-Experience-Konzepte. Die Signale, die die Technik dem Menschen übermittelt, sollen intuitiv erfassbar und auch für Personen mit besonderen Bedürfnissen verständlich sein.

Ebenso sollen Mitarbeiter eines Unternehmens instand gesetzt werden, zu kontrollieren, welche Informationen, die aus ihrer Interaktion mit der technischen Umgebung resultieren, weitergegeben werden. Erfährt der Chef etwa, wie oft Mitarbeiter mit dem Aufzug fahren oder Kaffeetassen benutzen? Im intelligenten Büro sollen sie sich per Smartphone mit den Gegenständen in ihrer Umgebung verbinden und einstellen, welche Daten wer sehen kann.

Mehr als sieben Jahre beschäftigt sich die in Wolfsberg in Kärnten geborene Forscherin bei Cure mittlerweile mit Usability. Nebenher unterrichtet Hochleitner an jener Fachhochschule, an der sie selbst Medientechnik- und design studiert hat: der FH Hagenberg. Erste Erfahrungen mit dem Themenfeld der Mensch-Maschinen-Interaktion machte sie bei einem Berufspraktikum in Australien, für sie "ein wunderbares Erlebnis, dass mir beruflich viel brachte".

Bei ihrem zweiten Master, den sie an der Aalborg Universität in Kopenhagen absolvierte, interessierte sie sich dafür, wie Mensch und Maschine in virtuellen Welten interagieren. Neben Wien und Hagenberg pendelt die in Oberösterreich lebende Forscherin auch an die Uni Salzburg. Dort macht sie ihren Doktor in Technischer Informatik. (Alois Pumhösel, DER STANDARD, 30.01.2013)