Wo jetzt noch unverbaute Liesinger Wiese ist, sollen mehr als 900 Wohnungen entstehen. Roland Wück möchte keine Bauten verhindern, aber wünscht sich nachhaltigere Planung.

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Wien - Noch blickt Roland Wück von seinem Wohnzimmerfenster auf ein unverbautes Areal mit vereinzelten Büschen, weiter hinten sind einige Glashäuser zu sehen. Dass sich das ändern wird, stellt für den Landschaftsarchitekten, der seit fünf Jahren "In der Wiesen Süd" in Liesing wohnt, auch kein grundlegendes Problem dar.

"Schließlich bin ich auch hierhergezogen", erzählt Wück, "manche Bewohner im Nachbarhaus, denen unser Wohnhaus vor die Nase gesetzt wurde, sprechen heute noch kein Wort mit uns." Schließlich hätten die Leute im Nebenhaus durch das neue Gebäude ihren Bereich im Freien verloren, wo sie sich getroffen und geplaudert haben.

Nun sollen gleich neben Wücks Wohnhaus 905 neue Wohneinheiten errichtet werden - die dafür notwendigen Widmungen sind bereits durch.

Insgesamt sollen In der Wiesen südlich von Alterlaa in den kommenden Jahren 6000 Wohnungen entstehen, im Zentrum soll eine große Fläche für Urban Farming zur Verfügung stehen, um die die Wohnhäuser herumgebaut werden sollen.

Auch im südlichsten Teil, der an die Carlbergergasse grenzt, sind Grünräume geplant. Wück befürchtet, dass davon nicht mehr viel übrigbleiben wird. Es werde viel zu dicht gebaut, findet er. Zudem sei die Querachse laut Flächenwidmungsplan als Verkehrsfläche ausgewiesen und nicht als Grünraum. "Falls sich in ein paar Jahren herausstellt, dass die Garagenplätze doch nicht ausreichen, könnten dort rasch Parkplätze entstehen."

Diese Widmung, sagt ein Sprecher von Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne), sei deshalb notwendig, weil Einsatzfahrzeuge die Möglichkeit haben müssen, in die Anlage zu fahren. Außerdem gebe es "zwischen den einzelnen Bauten eine Grünlandwidmung und somit große Frei- und Begegnungsflächen". Die Garagenzufahrten für die Bewohner lägen jedenfalls alle straßenseitig.

Schattenwurf

Wück findet auch die Gebäudehöhen im inneren Bereich der Anlage viel zu hoch. Das würde zu einer Beschattung führen, "bei der sich niemand gerne in den Begegnungszonen aufhalten wird". Eine Empfehlung des Fachbeirats für Stadtplanung, die Gebäudehöhe zu reduzieren, sei im Widmungsverfahren nicht beachtet worden. Der rote Liesinger Bezirksvorsteher Gerald Bischof betont im Gespräch mit dem Standard, dass die Höhen an die Umgebung angepasst wurden.

Ein Verhinderer möchte Roland Wück jedenfalls nicht sein. "Darum geht es mir nicht, sondern ich wünsche mir, dass ein lebenswertes Grätzel entsteht." Aber die Planung sei nach seinem Dafürhalten nicht nachhaltig, sondern "einfach nur investorengerecht". (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD, 29.1.2013)