(Büro des Verbands österreichischer Autorinnen und Autoren. Drei Frauen zwischen vierzig und sechzig. EINS ist mit Schreibarbeiten beschäftigt, ZWEI liest in einem Taschenbuch, DREI sitzt mit ausgestrecktem Arm da und lässt immer wieder aus der zur Faust geballten Rechten den Ringfinger hochschnellen.)

EINS (schaut von der Arbeit auf. Zu DREI): Was ist das?

Fingeryoga?

DREI: Nein. Ich habe bei der letzten Sitzung einen Antrag eingebracht auf Namensänderung. "Verband österreichischer Autorinnen und Autoren", klingt ja schrecklich! Ich will "Österreichischer AutorInnenverband". Aber der Vorstand sagt, geht nicht, kann man nicht sagen. Ich sage, geht schon, und zwar wenn man es sagt und gleichzeitig den Ringfinger zeigt. (Streckt den Ringfinger hoch.) Wissen alle sofort, großes I. AutorInnenverband.

EINS: Verstehe. AutorInnenverband.

(Versucht, den Ringfinger hochzustrecken. Es gelingt nicht.) Schwierig.

DREI: Ein bisserl Übung braucht's halt.

EINS: Und warum grad den Ringfinger?

DREI: Die anderen sind schon vergeben.

EINS (betrachtet längere Zeit ihre Hand): Stimmt. Trotzdem bin ich dagegen. Ich bin überhaupt gegen das große I. Ich meine, da geht es um Frauenrechte, und was tun wir? Wir knallen mitten ins Wort ein Phallussymbol.

DREI (beleidigt): Dann mach einen besseren Vorschlag.

EINS: O.

DREI: Was heißt O?

EINS: AutOrenverband. O ist als Buchstabe wesentlich weiblicher als I.

DREI: AutOrenverband kann man auch nicht sagen.

EINS: Aber zeigen. Jedenfalls leichter als I.

(Formt Daumen und Mittelfinger zu einem Ring.)

DREI: Außerdem hat nicht jedes weibliche Wort ein O.

EINS: Na, macht man halt beim Schreiben auf einen

anderen Buchstaben ein Ringerl, so wie in Schweden.

Beåmtengewerkschaft. (Formt Daumen und Mittelfinger

zu einem Ring.)

DREI (wendet sich ab): Ich finde meinen Vorschlag besser.

(Zu ZWEI:) Was sagst du?

ZWEI (schaut von ihrem Buch auf): Was?

EINS: Du hörst ja überhaupt nicht zu. Was liest du denn so

Spannendes?

ZWEI: Dostojewski.

EINS & DREI: IdIOt?

ZWEI: Die Brüder und Schwestern Karamasow.

(Vorhang)

(Antonio Fian, DER STANDARD, 26./27.1.2013)