Rund um Wien liegt eine Vielzahl der Gemeinden, in denen Rote, Blaue und die Grünen ihre besten Ergebnisse einfahren konnten.

Grafik: DER STANDARD

Wie sich Bundestrends und das Antreten Frank Stronachs in Niederösterreich am 3. März auf das Ergebnis der Landtagswahl auswirken werden, fragen sich im Land unter der Enns derzeit viele. Ob die VP wieder die absolute Stimmenmehrheit schafft, entscheidet sich aber auch an einem weiteren Faktum: wie sich der Speckgürtel verhalten wird.

Bei der Volksbefragung zum Bundesheer blieb die Zustimmung zur Wehrpflicht in der Region um die Bundeshauptstadt unter dem Landesdurchschnitt - und das ist kein Zufall: "Der Speckgürtel wählt tendenziell mehr wie Wien", sagt Politikberater Thomas Hofer. "Das war nicht nur vergangenen Sonntag so, das zieht sich durch allen Wahlen."

So zeigen es auch die Landtagswahlergebnisse von 2008 (siehe Grafiken): Rund um Wien liegt eine Vielzahl der Gemeinden, in denen Rote, Blaue und die Grünen ihre besten Ergebnisse einfahren konnten. Was die Speckgürtler diesmal tun werden, lässt sich laut Hofer aber schwer prognostizieren: "Die Wähler haben im Schnitt einen höheren Bildungsgrad, ein höheres Einkommen, sind volatiler und reagieren mehr auf aktuelle Trends."

Niedrige Wahlbeteiligung

In dieser Zone der Wechselwähler nehmen auch weniger Leute an Wahlen teil als anderswo: In den Gemeinden rund um Wien gingen 2008 weniger als 70 Prozent der Wahlberechtigten zu den Urnen, in vielen ländlichen Gemeinden lag die Beteiligung dagegen bei mehr als 80 Prozent.

Im weiten Land - etwa in den Bezirken Waidhofen an der Thaya, Zwettl, Scheibbs, Horn und Gmünd - sinken die Bevölkerungszahlen aber. Diese Bezirke wählen traditionell Schwarz. Ins Wiener Umland ziehen dagegen immer mehr Menschen: Im Bezirk Wien-Umgebung wuchs die Bevölkerung laut Statistik Austria seit 2002 um 13.528 Personen auf 115.388 Bewohner. In Korneuburg wurden es in zehn Jahren um 7381 mehr - derzeit leben 75.516 Menschen dort. Rund 2,4 Millionen Menschen werden Wien und seinem Umland zugerechnet.

Der Persönlichkeitswahlkampf, den die Volkspartei mit Landeshauptmann Erwin Pröll führt, hat laut Hofer für die Schwarzen in den Wechselwähler-Zonen besondere Wichtigkeit. Mithilfe der Fokussierung auf die Person des Landeshauptmanns sei es möglich, Stimmen von Bürgern zu holen, die ihr Kreuzerl bei Nationalratswahlen nicht bei ihr machen.

2008 bauten die Schwarzen ihre Absolute aus, auch in traditionell roten Gemeinden legte sie zu. Interessant ist aber auch, wo die Grünen reüssierten: Die Gemeinden, in denen sie die größten Zugewinne machten, waren nicht etwa im Umland von Wien, sondern verteilten sich quer über das Bundesland - ob Parbasdorf im Bezirk Gänserndorf oder Petzenkirchen im Bezirk Melk.

Brachliegendes Potenzial

"Die anderen Parteien (außer der VP, Anm.) schöpfen das Potenzial im Speckgürtel nicht voll aus", sagt Hofer. Dahinter steckten strukturelle Probleme der Parteien, die im Vergleich zur VP nicht genug Leute vor Ort hätten. "Gerade im Speckgürtel säßen aber sehr viele Grün-affine Wähler."

Dass diese nicht auch so wählen, liege wohl zum Teil an der mangelnden Kommunikation konkreter Themen - wobei die VP ja gleichzeitig Stammthemen der Grünen gerne selbst besetzt - von der Windkraft bis zu den Öffis. Letztere sind für die vielen Pendler im Speckgürtel ein Kernthema. Während die Grünen versuchen, mit ihrem Vorschlag für ein Öffi-Ticket um 365 Euro zu reüssieren, hat die VP seit Einführung des Parkpickerls in Wien mehrfach auf die vorgesehene Verdichtung der Intervalle bei der Badner Bahn hingewiesen und medienwirksam neue Park-and-Ride-Plätze im Wiener Umland eröffnet. Die Roten haben sich ein Pendlerfördermodell einfallen lassen, die Freiheitlichen sind beim Thema Verkehr unterdessen eher Richtung Waldviertel orientiert - sie wollen dorthin eine Autobahn bauen. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 26.1.2013)