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Sonja Suder vor dem Frankfurter Landgericht.

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Sie winkt den Zusehern und Fotografen zu.

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Sonja Suder und ihr Lebensgefährte Christian Gauger.

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22. Dezember 1975: Die Terroristen rund um Anführer Carlos besteigen am Wiener Flughafen das bereitgestellte Flugzeug.

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Das OPEC-Gebäude in Wien nach der Geiselnahme.

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Carlos wurde im Jahr 2000 in Frankreich verurteilt.

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Frankfurt am Main - Die wegen des OPEC-Anschlags in Wien angeklagte Deutsche Sonja Suder soll nach Aussage eines Zeugen bei den Vorbereitungen auf das Attentat geholfen haben. "Frau Suder brachte die Waffen am Nachmittag des 20. Dezember 1975 in unsere Wiener Wohnung", sagte der Ex-Terrorist Hans-Joachim Klein am Freitag vor dem Frankfurter Landgericht. Es habe sich um Kalaschnikows und Maschinenpistolen gehandelt.

Zum Zeitpunkt des Anschlags vor fast 40 Jahren sei Suder dann schon wieder auf dem Rückweg gewesen. Klein selbst ist wegen des tödlichen Attentats schon in einem früheren Prozess verurteilt worden. Er gilt als Schlüsselzeuge der Anklage, die der 80-jährigen Suder unter anderem dreifachen Mord vorwirft.

Suder und Klein 2011 ausgeliefert

Suder wird zudem gemeinsam mit ihrem 71-jährigen Lebensgefährten Christian Gauger vorgeworfen, als Mitglied der linksextremen Revolutionären Zellen (RZ) an Sprengstoff- und Brandanschlägen beteiligt gewesen zu sein. Die beiden mutmaßlichen früheren RZ-Mitglieder waren 1978 nach Frankreich geflohen und 2011 nach Deutschland ausgeliefert worden.

Bei dem Überfall auf die OPEC-Konferenz in Wien waren 1975 Dutzende Menschen als Geiseln genommen und nach Algerien entführt worden, darunter mehrere Ölminister. Drei Menschen wurden getötet. 

Top-Terrorist Carlos Anführer bei OPEC-Anschlag

Angeführt wurde die Gruppe, die sich "Arm der arabischen Revolution" nannte, von dem venezolanischen Top-Terroristen Ilich Ramirez Sanchez, alias Carlos. Als Drahtzieher hinter der Aktion wurde Libyen vermutet. Neben drei Palästinensern gehörten dem Kommando außerdem die beiden deutschen Linksextremisten Gabriele Kröcher-Tiedemann und eben Hans-Joachim Klein an. 

Um 11.45 Uhr am 21. Dezember 1975 erstürmten die sechs Terroristen das Gebäude der OPEC am Dr.-Karl-Lueger-Ring, wo die Ölminister der Organisation der Erdöl Exportierenden Länder (OPEC) über den Erdölpreis debattierten. Dabei wurden ein österreichischer Polizist und ein irakischer Sicherheitsbeamter getötet. Die Leiche des dritten Todesopfers - ein libyscher Delegierter - wurde erst nach Abzug der Terroristen gefunden. Bei dem Versuch der Polizei das Gebäude zu stürmen, wurden ein österreichischer Kriminalbeamter und der deutsche Terrorist Klein verletzt.

Bedauern bei den Terroristen

Mit Sprengstoff und Handgranaten drohten die Geiselnehmer das Gebäude in die Luft zu sprengen und forderten die Bereitstellung einer AUA-Maschine. In dem sechseinhalbseitigen Kommunique, das im Radio in französischer Sprache verlesen werden musste, kritisierte die Gruppe die Friedenspolitik einiger arabischer Staaten gegenüber Israel, erklärten den Iran zum Agenten des amerikanischen Imperialismus und forderten die Nationalisierung des Erdöls. Die Terroristen bedauerten darin außerdem, dass sie gerade Österreich zum Schauplatz des Geschehens machen mussten. Im Falle der Nichterfüllung der Bedingungen drohten die Geiselnehmer, Geiseln im 15-Minuten-Takt zu erschießen. Der deutsche Terrorist Klein, der einen Bauchschuss erlitten hatte, wurde ins Wiener Allgemeine Krankenhaus (AKH) gebracht.

Nach zähen Verhandlungen entschied Bundeskanzler Bruno Kreisky in der Nacht auf 22. Dezember, die Terroristen ausfliegen zu lassen. In der Früh des 22. Dezembers stand ein Postautobus vor dem OPEC-Gebäude bereit und brachte das Kommando und 33 Geiseln zum Flughafen Wien-Schwechat, wohin auch der schwer verletzte Klein aus dem AKH gebracht wurde. Die in Österreich wohnhaften OPEC-Mitarbeiter waren zuvor freigelassen worden. Ursprünglich waren rund 70 Personen - darunter elf Öl-Minister der OPEC-Länder - in Geiselhaft genommen worden. Für Aufsehen und Kritik sorgte später, dass sich Carlos am Wiener Flughafen mit einem Händedruck vom österreichischen Innenminister Otto Rösch (SPÖ) verabschiedete.

Terroristen fliehen nach Libyen

Mit der bereitgestellten DC-9-Maschine flogen die Terroristen zunächst nach Algerien, wo die nichtarabischen Geiseln freigelassen werden. Beim zweiten Stopp in Tripolis kamen die Ölminister Algeriens und Libyens frei. In Algier, wo die Terroristen am 23. Dezember erneut landeten, wurden schließlich die beiden letzten Geiseln - der saudi-arabische und der iranische Erdölminister - freigelassen. Vermutlich wurden hohe Summen an Lösegeld bezahlt. Die Terroristen reisten wenig später unbehelligt nach Libyen aus.

Carlos wurde 1994 im Sudan verhaftet und an Frankreich ausgeliefert, wo er zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Kröcher-Tiedemann wurde im Dezember 1977 an der Schweizer Grenze festgenommen und nach zehnjähriger Haft an die Bundesrepublik Deutschland ausgeliefert. Ein Kölner Landgericht sprach sie 1990 jedoch von der Mordanklage im Zusammenhang mit dem OPEC-Anschlag aus Mangel an Beweisen frei. Die Identität der drei anderen Mitglieder des Terrorkommandos - vermutlich Palästinenser - konnte nie zweifelsfrei geklärt werden. (APA, 25.1.2013)