Projektpräsentation am Mittwoch: Hans-Peter Weiss (ARE), Rudolf Zabrana (stv. Bezirksvorsteher), Erwin Soravia (v.l.).

Foto: Putschögl

Das desolate Bürohochhaus in der Schnirchgasse 9, das derzeit noch vom Verteidigungsministerium verwendet wird, soll in einem Jahr modernen Wohn- und Bürotürmen weichen.

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Seit 1. Jänner ist die ARE Austrian Real Estate GmbH operativ tätig - und die neue Tochter der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), die die "marktgängigen" BIG-Liegenschaften unter einem Dach vereint, hat sich gleich für das erste Jahr einiges vorgenommen. Oberstes Ziel für die Geschäftsführung, die aus den beiden BIG-Vorständen Wolfgang Gleissner und Hans-Peter Weiss besteht, ist die Steigerung des Drittmieteranteils; also jenes Anteils an (Büro-)Mietern, die nicht dem staatlichen Einflussbereich zuzurechnen sind.

Schulden im Fokus

Damit die Schulden der BIG von rund 3,4 Milliarden Euro nach Maßgabe des "europäischen Systems der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung" (ESVG) ab 2014 nicht den Staatsschulden zugerechnet werden müssen, sei ein Drittmieteranteil von mindestens zehn, möglicherweise auch 20 Prozent nötig, erklärte Weiss kürzlich im Rahmen eines Pressegesprächs.

Ausschlaggebend dabei ist, wer die Miete bezahlt: Das Institut für Höhere Studien (IHS), das laut ARE weiterhin als aussichtsreicher Kandidat für die Nachnutzung des "Palais Strozzi" in Wien-Josefstadt gilt (aus dem das Finanzministerium kürzlich auszog), "wäre nach unserer Auffassung kein Drittmieter", erläuterte Weiss. Diesfalls würde nämlich wieder das Finanzministerium für die Miete aufkommen müssen.

"Mietenoptimierung" und Development

Die Mieteinnahmen der ARE, die 600 Liegenschaften in allen Bundesländern im Portfolio hat, liegen derzeit jährlich bei rund 150 Millionen Euro. Durch eine "Optimierung" in der Vermietung soll dieser Umsatz kräftig steigen, außerdem soll auch das Trading intensiviert werden. Noch für heuer stellte Weiss größere An- und Verkaufstransaktionen in Aussicht.

Neuentwicklungen will die ARE ebenfalls angehen, hauptsächlich in Wien ("Eurogate", Arsenal) und bevorzugt mit Partnern. Eines der ersten Projekte ist die Neubebauung jenes Grundstücks im Stadtteil Erdberg (3. Bezirk), auf dem sich derzeit noch das alte Hauptzollamt befindet. Das 70 Meter hohe Bürohochhaus aus den 1970er-Jahren, das direkt neben der Bürostadt "TownTown" steht, wird in einem Jahr abgetragen und soll durch drei moderne Türme ersetzt werden, von denen zumindest einer über 100 Meter hoch werden soll.

Aus Zollamt werden drei Türme

Das Vorhaben namens "Triiiple", bei dem die ARE mit der Soravia Group (die mit 55 Prozent am gemeinsamen Tochterunternehmen leicht die Mehrheit hält) zusammenarbeiten wird, wurde am Mittwoch der Presse präsentiert. Details gibt es noch kaum, die groben Eckdaten stellten Soravia-Boss Erwin Soravia, BIG- und ARE-Geschäftsführer Weiss sowie der stellvertretende Bezirksvorsteher von Wien-Landstraße und Vorsitzende des Bezirks-Bauausschusses, Rudolf Zabrana (SPÖ), im Rahmen eines Pressegesprächs im 17. Stock des alten Zollamts vor.

Demnach sollen bis zu 300 Millionen Euro investiert werden und laut Soravia "800 bis 1.000" Wohnungen ("nicht gefördert, aber auch keine Luxuswohnungen") entstehen. Zabrana sah in der von Soravia genannten Bandbreite allerdings die "absolute Obergrenze" und wies darauf hin, dass auch Flächen für soziale Infrastruktur benötigt würden.

An möglichen Nutzungen hält der siegreiche Entwurf von Henke Schreieck Architekten grundsätzlich alles offen: Wohnen, Arbeiten, Hotel, Studentenheim - jede denkbare Nutzung sei möglich, wobei spätere Umnutzungen Teil des Plans seien, wie Marta Schreieck erklärte.

Bezug 2015/2016

Die Vorarbeiten für das Projekt laufen seit 2009. Ein Jahr später wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben, in dem sich Marta Schreieck und Dieter Henke gegen sieben weitere Teams durchsetzten. Derzeit sind die Betreiber dabei, die notwendigen Widmungen zu bekommen. Erste Bewohner könnten Ende 2015 bzw. Anfang 2016 einziehen, sagte Soravia.

Eine Sanierung des alten Hochhauses, das einen schon recht desolaten Eindruck macht, sei geprüft worden, versicherten die Projektbetreiber, eine solche sei aber schlicht "nicht machbar". Bis 2002 war das Finanzministerium in dem Turm eingemietet, danach folgten eine Reihe von Zwischennutzungen, etwa für die AGES oder das Verteidigungsministerium. Letzteres hat derzeit noch fünf Stockwerke in der Schnirchgasse 9 in Betrieb. (Martin Putschögl, derStandard.at, 23.1.2013)