Wissenschaftliche Ereignisse sind auch Medienevents - kein anderes demonstrierte dies 2012 so beispielhaft wie die (korrekterweise immer noch vermutliche) Entdeckung des Higgs-Bosons. In unserem Ressort war dies 2012 sowohl der meistgelesene als auch der meistbepostete Einzelartikel.

Und "Medien" bedeutet längst auch: soziale Netzwerke. Weshalb Wissenschafter der Universität Birmingham den Plan fassten, das Thema, das ja seinen Schatten in Form von Gerüchten vorauswarf, im Spiegel von Twitter zu analysieren. Ihre kürzlich veröffentlichten Ergebnisse hat der "New Scientist" (der dabei auch ein gewisses Eigeninteresse verfolgte) mit Grafiken und einer Animation zusammenfasst, die den explosionsartigen Anstieg Higgs-bezogener Tweets Anfang Juli 2012 zeigt: Eine wahre "Higgsteria".

Skurriles Detail am Rande ist das Ranking derer, die die meisten ReTweets einfahren konnten. Auf Platz 1 landete standesgemäß der Twitter-Account von CERN, auf Platz 3 der durch seine TV-Auftritte populär gewordene Physiker Brian Cox (knapp aber doch vor dem Twitter-Account des "New Scientist" ...). Auf Platz 2 hatte sich jedoch überraschenderweise ein bis dahin Unbekannter geschoben: Colin Eberhardt, ein Software-Spezialist, der ein riesiges Twitter-Echo mit der Feststellung auslöste, dass CERN sein Jahrhundertergebnis ausgerechnet in der Schriftart Comic Sans verkündete. (Siehe dazu auch den Artikel "Warum es sinnvoll sein kann, seine Texte in Comic Sans zu drucken"; Eberhardt hat gewissermaßen eine nachträgliche Beweisführung erbracht.)

Die Ergebnisse im Einzelnen finden Sie hier:

--> New Scientist: "Twitter reveals how Higgs gossip reached fever pitch"

--> Abstract der Originalstudie: "The Anatomy of a Scientific Gossip"

(red, derStandard.at, 23.1.2013)