Maria Schaumayer war die erste Frau der Welt in der Position einer Nationalbankpräsidentin.

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Schaumayer 2000 in der Wiener Hofburg - mit dabei: Die berühmte große Handtasche.

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Eine solche hatte sie auch mit, als sie im selben Jahr im derStandard.at-Chat zu Gast war.

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Wien - Sie sorgte am 1. Juni 1990 für eine Weltpremiere. Maria Schaumayer war die erste Frau an der Spitze einer Notenbank. Mit der Eroberung männerdominierter Bereiche begann die am 7. Oktober 1931 in Graz geborene Schaumayer bereits früh. 1956 war sie in der Creditanstalt die erste Frau, die eine Management-Ausbildung absolvierte.

Gleichzeitig musste sie aber auch bald feststellen, dass es Förderer braucht, um die Karriereleiter raufzuklettern. Im Gegensatz zu einigen männlichen Kollegen bekam sie die Prokura nicht. Daher entwickelte sie sich auch zur Befürworterin von Frauenquoten. "Ich wäre glücklich, wenn es nicht notwendig wäre, aber ich komme eher zu dem Schluss, es wird sich nicht vermeiden lassen", sagte sie 2011 im STANDARD-Interview.

Schneller als in der Bank gelang ihr der politische Aufstieg. Mit nur 33 Jahren wurde sie für die Wiener ÖVP Stadträtin für städtische Unternehmen. In dieser Funktion setzte sie sich für den 1969 eingeleiteten Bau der U-Bahn ein. Nach den Wahlen 1973 schied sie aus der Landesregierung aus, um im Mai 1974 in den Vorstand der auf öffentliche Infrastrukturprojekte spezialisierten Kommunalkredit AG zu wechseln. 1982 schaffte die begeisterte Eistänzerin und Tennisspielerin schließlich den Sprung in die Vorstandsetage des Mineralölkonzerns ÖMV, wo sie als Verfechterin einer Teilprivatisierung auftrat.

Nach dem Tod von Hellmuth Klauhs wurde sie schließlich Mitte 1990 zur OeNB-Präsidentin ernannt. Die Bemühungen der damaligen rot-schwarzen Regierung um Aufnahme in die EU wurden von Schaumayer unterstützt. In ihrer Amtszeit wurden auch die Gagen der Notenbanker, auf die sich Jörg Haider damals eingeschossen hatte, drastisch gekürzt. Ihr eigenes Salär verminderte sich durch die Reform von neun auf sechs Millionen Schilling (440.000 Euro). Die Kritik Haiders habe einen "nützlichen Effekt" gehabt, sollte Schaumayer später sagen. "Weil ich das aus eigener Kraft nicht geschafft hätte."

Anfang 1995 schied sie aus der Notenbank aus. Angebote, für die ÖVP als Kandidatin für die Bundespräsidentenwahl anzutreten, schlug sie wiederholt aus. "In der Hofburg wäre ich fehl am Platz gewesen." Dafür sagte sie Bundeskanzler Wolfgang Schüssel - "ein echter Freund" - im Februar 2000 zu, die Funktion der Regierungsbeauftragten für die NS-Zwangsarbeiterentschädigung zu übernehmen. Der mit zahlreichen Korruptionsvorwürfen innerhalb seiner Partei kämpfende ÖVP-Chef Michael Spindelegger bat Schaumayer im März 2012, einen Verhaltenskodex für Politiker zu erarbeiten.

Die Frage, worum es im Leben geht, beantwortete sie im Standard so: "Um Sinnhaftigkeit und innere Zufriedenheit."  Maria Schaumayer starb am 23.1.2013. (Günther Oswald, DER STANDARD, 23.1.2013)