Sie laufen unter ferner liefen: BMW 5er GT, Cadillac Escalade oder Hyundai Equus. Ein Ausflug in die Niederungen der heimischen Pkw-Zulassungs-Statistik

Es muss schon einiges passieren, wenn ein deutliches Minus in eine Jubelmeldung umgedeutet wird. Um 5,7 Prozent gab der österreichische Pkw-Markt im abgelaufenen Jahr nach - für die Importeure dennoch kein Grund für Katerstimmung. Schließlich brachen in anderen europäischen Ländern die Märkte deutlich zweistellig ein. Unterm Strich blieb die Erkenntnis, dass mit 336.000 neu zugelassenen Einheiten das zweiterfolgreichste Geschäftsjahr aller Zeiten anzuzeigen war.

Dass 2012 mittlerweile 27 Prozent aller Anmeldungen sogenannte Tageszulassungen sind, mit denen die Händler preisgünstige Ware kreieren, zeigt jedoch, dass sich Österreich nicht von der schlechten Stimmung in Europa abkoppeln konnte. Einige Trends setzten sich in der Branche fort: Abflauender Mini- und Maxivan-Boom, weitere Marginalisierung der Mittelklasse-Limousine, klare Hinwendung zum SUV in all seinen Formen.

Ganz oben auf dem Einkaufszettel steht hierzulande dennoch - und das gefühlt seit dem Pleistozän - der VW Golf (14.215 Neuzulassungen), gefolgt von VW Tiguan (9.378) und dem VW Polo (9.302). Doch wie sieht es am unteren Ende der jährlich von der Statistik Austria erstellten Liste der Pkw-Neuzulassungen aus? Welche Modelle lassen sich auch mit bestem Marketing-NLP nicht in einen Erfolgstyp verwandeln? Welche Hervorbringungen erfüllten nicht die Erwartungen? Ein Ausflug in die Schweige-Zone der Zulassungs-Statistik:

Im Hause Alfa Romeo litt der 159 an der sich ausdünnenden Produktion: Gerade einmal 229 Exemplare fanden übers Jahr auf den Markt. Während der Kompakte Giulietta gut vom Fleck kam, sieht's für den Mito nicht gerade rosig aus: 409 Exemplare in der Kleinwagen-Klasse - das ist mäßig berühmt. Zum Vergleich: Der erfolgreiche, aber nicht rasend erfolgreiche, Audi A1 schrieb immerhin knapp 2.400 Mal an. Mehr Fahrzeuge übrigens, als Alfa insgesamt in Österreich abgesetzt hat.

Foto: alfa romeo

Bei Audi sind so gut wie keine Fehlpositionen zu entdecken. A1 bis A7 gingen weg wie geschnitten Brot. Bemerkenswert zumindest: Der Soft-Geländegänger Q3 (3.258 Einheiten) ist deutlich beliebter als der A6 (2.251). Der mächtige Q7 ist in der Statistik nur noch ein Außenseiter: 142 Stückln, ein Dinosaurier hat sich überlebt.

Foto: audi

Gelände schlägt Tradition: Bei BMW steht die gesamte X-Fraktion (1, 3, 5, 6) mit 6.302 Einheiten deutlich besser da als die 3er- und 5er-Reihe zusammen (5.688). Ein kleines Magengrimmen könnte in München die Performance des 5er GT auslösen. Bloß 73 Mal fuhr der eigenwillige Bayer vom Hof. Hybrid kommt bei den Deutschen definitiv nicht vom Fleck: 10 Mal wurde die Technik in einem BMW verkauft.

Foto: bmw

In Detroit werden die Sektkorken eher nicht knallen: Die GM-Nobelmarke Cadillac setzt hierzulande heiße 20 Automobile ab. Der Markt ist also ausbaufähig. Gleichzeitig gratulieren wir einem Kunden zum Erwerb der einzigen Corvette, die es 2012 in die Statistik geschafft hat.

Foto: gm

Citroën hatte im Vergleich zu 2011 ein Minus von 16 Prozent wegzustecken. Teilverantwortlich sind die nicht gerade tollen Zahlen des Toyota-Peugeot-Citroën-Joint-Ventures, das hier als C1 gerade einmal auf 248 Einheiten kommt. Wenig angenommen wurde am oberen Ende der Palette hingegen der Avantgarde-Gleiter C6: Im Abverkauf gingen die letzten 14 Stück weg. Das Thema SUV nimmt man Citroën so gar nicht ab: Nur 28 Willige griffen zum C-Crosser, der kompaktere C4 Aircross schrieb in seinem Debütjahr bislang 273 Mal an.

Foto: citroen

Kurze Visite in der Erfolgszone: Bei der Preisbrecher-Marke Dacia zieht das Kompakt-SUV Duster die Massen an. Allein vom 1,5 dCi wurden 2.209 Einheiten neu zugelassen, die günstige, 2012 präsentierte Einraumwohnung Lodgy knackte locker die 1.000er-Grenze.

Foto: dacia

Fiat passiert im Wesentlichen über Panda, Punto und den Longseller 500. Für den Golf-Konkurrenten Bravo zerdepperten nur 515 Unverdrossene das Sparschwein, der Idea kehrt mit 8 Stück die Reste des Minivan-Booms zusammen. Einziger Lichtblick: ein umgebauter Dodge namens Freemont, der respektable 1.043 Käufer mobilisierte. Den fetten Bremsstrich in der Statistik konnte auch dieses Multitalent nicht verhindern. Minus 17 Prozent gesamt.

Foto: fiat

Honda hat die glorreichen Zeiten, also die Achtziger und Neunziger, hinter sich. Der an sich famose Accord findet nicht den Weg aus den Schauräumen (nur 105 Stück!), der Civic glänzt mit bestenfalls guten Werten (825 Einheiten). Ein F-RV wurde noch irgendwo gefunden und abgesetzt.

Foto: honda

Bei Hyundai, mittlerweile die Nummer fünf am Markt und damit vor Opel oder Renault, erfreuen sich vor allem i10, i20, i30 und die iX-Reihe großer Beliebtheit. Auch die Mittelklasse i40 hat einen Fuß in die Tür gestellt. Der ehemalige Top-Seller Santa Fe wurde vom iX35 ins Abseits gestellt und kommt nur noch auf 268 Einheiten. Genau ein Zeitgenosse hat mit seinem Luxus-Koreaner auch einen erstaunlichen Namen erworben: "Equus".

Foto: hyundai

Nissans Edel-Ableger namens Infiniti passiert in Österreich in homöopathischen Dosen. 28 Einheiten, rekrutiert aus sechs Modellen. Dazu ein Gesamt-Minus von 36 Prozent - sieht mau aus.

Foto: infiniti

Bei Kia, übers Jahr klar zweistellig im Plus, lauern überraschend viele Problembären: Abgewatscht wurde etwa die Kreativität des außergewöhnlichen Soul - Schuld an den gerade einmal 15 Einheiten trägt ganz klar der Markt und nicht der Wagen. Der Sorento erleidet das Santa-Fe-Schicksal und ist weit von der Form der frühen Jahre entfernt, Carnival und Carens teilen sich auch eher matte 42 Stück auf. Dafür brummen cee'd, Rio und Venga.

Foto: kia

Lada gibt es auch noch - zumindest als Relikt für treue Komsomolzen. Hat sich 2012 halbiert, 41 Stück.

Foto: lada

Sorgenkind Lancia ist in Österreich übrigens einer der Gewinner des Jahres. Ein Plus von 83 Prozent auf 1.350 Einheiten weisen die Aufzeichnungen aus. (Tageszulassungen könnten dabei eine Rolle spielen). Knapp ein Drittel der Lancia-Statistik saugt ein Modell weg: der Voyager 2,8 CRD. Der Delta wurde 189 Mal losgeschlagen.

Foto: lancia

Lexus gehen langsam die Lichtblicke aus. Die Marke reduzierte sich 2012 um ein Viertel. Gerade einmal 285 Kunden wurden mobilisiert, die griffen 130 Mal beim kompakten CT 200h zu. Der LS, ewiger Herausforderer in der Oberklasse, fand kurz vor dem Modellwechsel bescheidene drei Mal ein neues Zuhause.

Foto: lexus

Tabellenführer bei Mercedes ist der B 180 CDI, der 1.257 Mal Eingang in die Statistik fand. Der mit großen Hoffnungen gestartete Kompakt-Geländegänger GLK schafft das nicht einmal, wenn er als komplette Modellreihe antritt: 1.053 Stück. Ein bloß mittlerer Erfolg, ist doch der BMW X3 drei Mal so groß. Noch viel größer ist das Leiden hingegen bei zwei Wuchtlingen: R-Klasse (27 Einheiten) und GL-Klasse (22). Ganz unter uns: Das Bedauern ist enden wollend.

Foto: daimler

Mini scheint bei der Multiplikation des Dienstwagens für Werber und andere selbsternannte Kreative an eine Grenze gestoßen zu sein: minus 17 Prozent im Gesamtjahr.

Foto: mini

Beim ehemaligen Voll-Sortimenter Mitsubishi läuft das Geschäft nur noch über den Colt und die SUVs namens ASX und Outlander. Der Lancer darbt mit gerade einmal 122 Exemplaren.

Foto: mitsubishi

Ähnlich das Bild bei Nissan: Qashqai, Juke und Micra sind die Leistungsträger, das aber überaus erfolgreich. Um nicht weniger als 18 Prozent legten die Japaner insgesamt zu. Das Projekt Pixo, ein potenzieller Massen-Kleinwagen, darf angesichts von gerade einmal 54 Abschlüssen als gescheitert angesehen werden.

Foto: nissan

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Opel hat es 2012 ziemlich erwischt: Um 25 Prozent oder immerhin 6.650 Fahrzeuge knickte der Absatz ein. An einzelnen Modellen lässt sich das Drama nicht wirklich festmachen - so liegt etwa der Astra klar vor einem Ford Focus. Bloß vom kleinen Agila (319 Verkäufe, der Zwilling Suzuki Splash verkauft deutlich mehr) ließe sich ein deutlicheres Lebenszeichen erwarten. Problem Nummer Eins ist in diesem Fall ganz klar: die Abwärtsspirale.

Foto: ap/augstein

Peugeot, europaweit ebenfalls schwer angeschlagen, zog sich in Österreich mit einem Minus von 10 Prozent achtbar aus der Affäre. SUV ist - wie bei allen Franzosen - ein schwieriges Thema: der 4007 dimmte sich in seinem letzten Jahr mit 55 Einheiten aus dem Markt, der brandneue 4008 hält sich mit 193 Kunden noch bedeckt. Unglaublich hingegen der Erfolg des Peugeot 206+: Knapp 1.200 Kunden griffen zum mehrmals aufgepimpten Evergreen.

Foto: peugeot

Porsche war in Österreich noch nie so erfolgreich wie 2012 - und das, obwohl der Modellwechsel des Klassikers 911 zu bewältigen war. Rätselhaftester Posten im Programm bleibt der herrliche Cayman. Gerade einmal vier Besserverdiener erbarmten sich.

Foto: porsche

Der Generationensprung beim Volumensmodell Clio und die damit einhergehende Kundenzurückhaltung schlugen bei Renault durch. Abseits der Erfolgsbringer wie eben Clio und Mégane mutieren die Franzosen zu einem Massenhersteller ohne Mittelklasse: Der Laguna schrieb nur noch 223 Mal an. Ansonsten nicht in Bestform: der Latitude (bereits eingestellt) und der Kangoo (340 Stück). Der Wind ist gewiss nicht lau, aber auch kein Hit: 34 Kleinst-Coupé-Cabriolets wurden ausgeliefert.

Foto: renault

Seat verbuchte ein Minus von 13 Prozent, dafür zumindest teilverantwortlich ist das Audi-A4-Derivat Exeo. Bloß 223 Einheiten fanden einen Käufer, der neue Toledo ist aufgerufen, das zu berichtigen.

Foto: seat

Ein Vif-Zack legte sich einen Saab 9-5 XWD zu. In 30 Jahren werden Sammler dafür peinlich prominente Beträge loseisen.

Foto: saab

Suzuki büßt den Versuch, eine Mittelklasse zu installieren, mit der Erkenntnis, dass sich der Kizashi bloß 10 Mal unters Volk bringen ließ.

Foto: suzuki

Toyota hat ein zu intelligentes Auto im Portfolio: den 3 ½-Sitzer iQ. Nur 25 Kunden ließen sich vom Ideenreichtum des Kleinwagens anstecken. Der Auris, eigentlich als Bestseller konzipiert, wurde vom Prius (554 Einheiten) klar getoppt.

Foto: toyota

Keine Überraschungen bei Volvo am Ende der Verkaufsstatistik: Die obere Mittelklasse S80 fand noch einmal 80 Wohlhabende, das Groß-SUV XC90 machte es mit 87 Stück kaum besser. Beide stehen am Ende ihres Lebenszyklus.

Foto: volvo

Volkswagen - klarer Beherrscher des hiesigen Kfz-Marktes - hatte 2012 eine kleine Delle in der Absatzkurve zu verkraften. Der Generationensprung des Bestsellers namens Golf ging glatt über die Bühne. Am Straßenbild wird sich also nichts ändern. (Gerüchten zufolge sind in Salzburg andere Pkw-Farben als lichtsilber und silbergrau mittlerweile verboten.) Nicht erbaulich: Dem einstigen Coupé-Cabrio-Boomer Eos geht die Luft aus (91 Einheiten), den Phaeton gibt es übrigens noch immer: 15 Stück.

Foto: vw

Elektroantrieb gibt es ebenso, von einem Boom zu sprechen, würde jedoch selbst den schlausten Marketing-Zampano überfordern: Achtbar unterwegs ist der (technisch stromlastige) Opel Ampera (165 Einheiten). Der Rest vom müden Fest: Renault Fluence (126), Citroën C-Zero (86) Mitsubishi i-MIEV (67), Nissan Leaf (64), Peugeot ION (36), Chevrolet Volt (15), Smart Fortwo Electric Drive (12), Think City (8), Tesla Roadster (8).

Foto: citroen

Und damit zu einem Segment, in dem geringe Stückzahlen nichts anderes als Exklusivität repräsentieren. Sehr exklusiv waren 2012 Aston Martin (17 Kunden) und Lamborghini (16), auf dem Sprung zum Massenhersteller sind Bentley (51 Luxusgleiter) oder Ferrari. Die Italiener fanden 46 Happy Fews, Volumensmodell ist der California mit 13 Stück. Mercedes SLS (34) planierte den Audi R8 (18) – zumindest in der Statistik. (Stefan Schlögl, derStandard.at, 22.1.2013)

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Statistik Austria

Foto: bentley