Das Petzl-Dreieck wird bei der Taubergung verwendet, wenn die Personen nicht oder nur leicht verletzt sind.

Foto: Christophorus

Alpin 3. Wir sind wieder am Arlberg. Schnee gibt es ja jetzt mehr als genug, die Saison ist voll im Gange. Wir befinden uns auf dem Rückflug vom Krankenhaus Zams. Es dämmert schon leicht, bald ist es dunkel.

"Alpin 3 für Sani Galzig." "Ja, hier Alpin 3." "Wir haben da drei Snowboardfahrer im freien Gelände. Sie können weder vor noch zurück, einer davon mit Schulterverletzung, Landung natürlich nicht möglich. Könnt Ihr das noch machen?"

Nach kurzer Beratung: "Alpin 3 übernimmt." Jetzt heißt es Gas geben, es wird dunkel. Der Plan ist: Ich lasse mich am Notfallort absetzen, der Hubi fliegt zurück zum Stützpunkt und holt das Tau. Der  Flugretter kommt dann am Tau zurück, Bergung zweier inzwischen von mir für das Tau vorbereiteter Snowboarder. Zurück zum Stützpunkt, dann flotte Rückkehr, und Abtransport vom dritten Snowboardfahrer und mir. Alles natürlich am Tau.

Wir sind am Notfallort, viel Schnee, es ist steil. Der Hubi kann nicht landen ."Fertigmachen zum Aussteigen." Ich stecke mein Funkgerät an. "Funkcheck Notarzt." "Verständigung klar", antwortet der Pilot. Ich schnalle mich ab und wurstel mir den Notarztrucksack auf den Rücken. "Rucksack am Rücken, fertig zum aussteigen." Der Hubi schwebt, setzt mit einer Kufe am steilen Hang an. "Kannst aussteigen", meldet der Pilot. Ich öffne die Tür, steig verkehrt aus, mach die Tür zu und hockerl mich bei der Kufe hin. "Abflugbereit, Tür ist zu, Kufen frei." Und weg ist er.

Die drei Snowboardfahrer winken mir. Ich winke zurück. Sie sind jeweils 200 Meter voneinander entfernt. Ich stehe in der Mitte, einer vor mir, einer 200 Meter oberhalb, der dritte 200 Meter weiter unten. Na super, zuerst muss ich rauf, dort liegt die Schulter. Leider war oben nicht zum Anfliegen und in diesem steilen Gelände und bei dem tiefen Schnee wird der Notarztrucksack am Rücken auch nicht leichter. Ich stapfe hinauf, schwitze und keuche, heute geh ich nicht mehr laufen, denk ich mir.

Ich bin beim Patienten angekommen. Er hält sich die Schulter. "Sind die Schmerzen erträglich?" Er nickt. Ein bisschen bleich ist er. "Wir sind aus Israel", sagt er. "Okay, ich glaub da ist es jetzt ein wenig wärmer als hier und auf jeden Fall nicht so steil." Er lacht. Na bitte.

Ich schnalle ihm das Petzl-Dreieck um die Hüfte, eine Art Sitzgurt, leicht und flott anzubringen, mache ihn fertig für die Taubergung. "Bis später, wir kommen dann mit dem Seil." Er lacht nicht mehr. "He, es gibt keinen anderen Ausweg, als den über die Luft."

Ich steige ab, zum Nächsten. Der hat nichts, nur etwas Angst. "Wir haben gedacht, das hat ja nicht so steil..." "Passt schon", ich zieh ihm das Petzl-Dreieck an, in fünf Minuten sind sie draußen. Ich höre schon das vertraute Knattern wird lauter. Der Hubi kommt, mein Flugretter hängt am 20 Meter langen Tau unten dran. "Karl für Robert". "Ja, ich kann dich gut hören. Du, der Obere und der Mittlere sind fertig." "Super, wir holen einmal die zwei, kommen dann gleich wieder zurück." "Na hoffentlich." "Alles klar." "Ich steig ab zum Dritten."

Der blickt seinen Freunden, die am Tau hängend gerade vorbeifliegen, nach. Er schaut mich fragend an. Ich nicke nur. "Oh nein!" "Oh, ja!" Wir lachen. Petzl drauf und warten. Kurze Zeit später hängen wir bei Karl am Tau. Leicht und sanft baumelnd schweben wir in der Abenddämmerung der untergehenden orange roten Abendsonne entgegen. Ich bin gern am Arlberg. (Robert Mosser, 21.1.2013)