Um die Erschließung des Piz Val Gronda wird seit 1976 gestritten.

Foto: Österreichischer Alpenverein

Innsbruck - Die EU habe von sich aus auf eine mögliche Ausweisung des Berges Piz Val Gronda in Ischgl als Naturschutzgebiet hingewiesen, sagt Peter Haßlacher vom Österreichischen Alpenverein: Der OEAV selbst habe noch gar keine Stellungnahme nach Brüssel geschickt. Haßlacher hofft jetzt auf einen Erschließungsstopp, bis es eine Entscheidung der EU gibt. Wie berichtet, planen Touristiker, einen Lift zu bauen.

Kurz vor Weihnachten war Österreich mitgeteilt worden, dass die Vorstufe zu einem Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet wurde. Die Bundesländer hielten oft nicht einmal Mindeststandards des europäischen Naturschutzes ein. Nun könnten laut Umweltdachverband-Geschäftsführer Michael Proschek-Hauptmann bald 150 neue Natura-2000-Schutzgebiete ausgewiesen werden.

Stellungnahme nach Brüssel

Der zuständige Tiroler Landesrat Thomas Pupp (SP) bleibt gelassen. Er gehe davon aus, dass die EU ein altes Projekt am Piz beurteilt habe. Bis Ende Jänner muss das Land eine Stellungnahme nach Brüssel geschickt haben. Pupp erwartet ein längeres Verfahren. Hannes Parth, Chef der Silvretta-Bergbahnen, geht davon aus, dass sich eine nachträgliche Ausweisung als Natura-2000-Schutzgebiet nicht auf den geplanten Liftbau auf den Piz Val Gronda auswirkt.

Um die Erschließung dieses 2812 Meter hohen Berges in der Samnaungruppe zwischen Tirol und Graubünden wird seit 1976 gestritten. Seither wollen Touristiker einen Lift auf den Piz, Naturschützer erklärten ihn zum schützenswerten Lebensraum von Mähnen-Pippau und Steinhuhn. Jahrzehntelang wurde Gutachten um Gutachten in Auftrag gegeben, bis im August 2012 ein neues Liftprojekt vom Land Tirol genehmigt wurde. Der Verlauf der Pistentrasse sei so verändert worden, dass er nun keine Gefahr mehr für die Umwelt darstelle, lautete die Begründung des Landes. Seltenen Pflanzen, Mähnen-Pippau und Pacherscher Löwenzahn seien nur mehr zu zwei Prozent beeinträchtigt, und für Steinhühner sei eine Ausgleichsfläche geplant.

Isel-Kraftwerk vor dem Aus

Auch das geplante Kraftwerk an der Oberen Isel unterhalb des Nationalparks Hohe Tauern könnte noch in der Planungsphase ein Ende erfahren: Die EU fordert an der Isel den Schutz der Deutschen Tamariske. Auch in diesem Fall bleibt Landesrat Pupp gelassen: Diese Strauchart werde in Tirol noch stärker geschützt als in der EU. Der WWF weist darauf hin, dass Kraftwerke an der Isel und ihren Zubringern nicht zu realisieren seien, da sie nicht mit dem Schutzziel von Natura 2000 vereinbar sind. Und selbst laut dem Kriterienkatalog Wasserkraft Tirol - dieser weist aus, wo Kraftwerke Sinn machen - seien Kraftwerke in Natura-2000-Gebieten verboten. (ver, DER STANDARD, 21.1.2013)