Wien - Im Kulturausschuss der Stadt Wien wurde kürzlich mit Zustimmung der Grünen eine Verdoppelung der Subvention für das Hundertwasser-Kunsthaus von 200.000 auf 400.000 Euro beschlossen. Isabella Leeb, Kultursprecherin der VP Wien, stimmte dagegen. Und sie ist erbost. Denn Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP) hatte vor sechs Jahren versichert, dass sich das Kunsthaus - nach einer Finanzspritze von insgesamt 600.000 Euro - "weitgehend" selbst erhalten werde. Als Abgangsdeckung wurde damals ein "Maximalbetrag" von 50.000 Euro jährlich zugesichert. Das Kunsthaus erhält nun bereits den achtfachen Betrag. Und das nicht nur 2013, sondern auch 2014 und 2015.

Die Stadt erwarb 2007 von Joram Harel, dem Nachlassverwalter von Friedensreich Hundertwasser, um einen Euro dessen Museums-Betriebs-GmbH, die das Kunsthaus betrieb, und gliederte sie in die Wien Holding ein. Harel bekam 400.000 Euro als Pension. Vizebürgermeisterin Renate Brauner (SP) argumentierte, dass das Kunsthaus jährlich 390.000 Besucher anlocke. Die Übernahme sei daher auch "wirtschaftlich eine sinnvolle Maßnahme".

Sonderbarerweise büßte das Kunsthaus gleich im ersten Jahr nach der Übernahme - was tunlichst verschwiegen wurde - unglaubliche 75 Prozent der Besucher ein: Man zählte im Jahr 2008 lediglich deren 98.202. Franz Patay, der neue Direktor, versuchte mit großen Namen zu punkten; ihm gelang 2009 eine Steigerung auf 137.233 und im Jahr 2010 auf 165.437 Besucher. Seither geht es bergab: 2011 wurden 133.322 Besucher gezählt, im Vorjahr 110.263. Ist Missmanagement schuld? Oder stimmte die von Brauner genannte Zahl nicht?

Interessante Aufschlüsse gibt ein Kontrollamtsbericht, der im Frühjahr 2010 veröffentlicht, aber nie breit diskutiert wurde. Die Prüfer stellten fest, dass die Zahl von Joram Harel angegeben - und scheinbar nie hinterfragt wurde. Wie Harel zu seiner hohen Besucherzahl gekommen war, ließ sich für das Kontrollamt nicht eruieren. Das Kunsthaus meinte in seiner Stellungnahme lediglich, der Exdirektor hätte "eine großzügige Zählart" der Besucher verfolgt.

Mysteriöser Flächenschwund

Doch die Verantwortlichen in der Stadt hinterfragten nicht nur die Besucherzahl nicht: Bei der Berechnung der anzumietenden Ausstellungsfläche ging man "aufgrund der Angaben" Harels von 4.000 Quadratmetern aus. Das tatsächliche Flächenausmaß beträgt aber nur rund 1.600 Quadratmeter. Die Miete ist daher ziemlich hoch. Das Kontrollamt empfahl, "eine Reduktion des Mietzinses auf ein marktübliches Niveau" anzustreben. Was aber erst 2017 möglich sein dürfte: Die Stadt Wien verpflichtete sich zu einem 20-jährigen Kündigungsverzicht.

Da lässt sich die Immobilie gut verkaufen: Die Eigentümer, eben Harel, die Bawag-Leasing und die Hundertwasser-Stiftung, erhielten im Herbst 2010 von der Sans Souci Group 4,3 Millionen Euro.

Isabella Leeb kündigt an, dass die VP "strafrechtlich relevante Tatbestände überprüfen und gegebenenfalls Anzeigen einbringen" werde. Sie verlangt zudem Aufklärung, welche Schritte seit 2010 unternommen wurden. Sollte die Stadt trotz des Kontrollamtsberichts nicht tätig geworden sein, hätten sich "Brauner und Mailath des fahrlässigen Umgangs mit Steuergeld schuldig gemacht".   (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 21.1.2013)