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Mokhtar Belmokhtar ist eine - wenngleich in grausiger Art - pittoreske Figur: Das ist nützlich, um die graue anonyme Masse des internationalen Jihadismus besser greifbar zu machen. Allein die Beinamen des algerischen Terroristenführers zeichnen ein plastisches Bild: der Prinz, der Einäugige, der Unergreifbare und schließlich Mr. Marlboro, nach seinem Zigarettenschmuggelmonopol in der Sahel-Zone.

Seine kriminellen Aktivitäten, zu denen auch Entführungen mit Lösegelderpressungen gehören, dienen aus seiner Sicht einem höheren Wohl, der Finanzierung seines Kampfes für die Verbreitung seiner Ideologie, die er selbst schlicht als "Monotheismus" beschreiben würde: des sunnitischen Islams salafistischer Prägung. Dennoch sollen seine Geldbeschaffungsmethoden im Vorjahr zu seinem Bruch mit Aqim, Al-Kaida im Maghreb, geführt haben. Eine operative Zusammenarbeit dürfte es trotzdem geben.

Auch den Vorgängerorganisationen der Aqim, die ihre Wurzeln im algerischen Bürgerkrieg der 1990er hatten, gehörte der jetzt 40-Jährige an. Seine aktuelle Gruppierung läuft unter dem Namen "Die mit Blut unterzeichnen", war aber bisher als "al-Mulathamin", die Verhüllten, bekannt.

Belmokhtar wurde 1972 in der mittelalgerischen Stadt Ghardaia geboren. In die Szene eingestiegen soll er 1989 sein, als der von ihm bewunderte "Vater des Jihad" Abdullah Azzam, Mentor Osama Bin Ladens, in Pakistan getötet wurde. Darauf ging er nach Afghanistan, von wo aus er 1993 - gut ausgebildet - in den algerischen Bürgerkrieg zurückkehrte. Nach Bin Laden benannte Belmokh tar später einen Sohn.

Ein kanadischer Di plomat, der 2008 von Belmokhtar entführt wurde, beschreibt diesen in der New York Times als "ziemlich schlank, sehr ernst und souverän wirkend". Die "ruhige Autorität" bescheinigt ihm auch ein malischer Journalist. Seine Leute hätten großen Respekt, wenn nicht Angst vor ihm.

In Nordmali sah Belmokhtar seine Vision eines Scharia-Staates Realität werden - bis Frankreich eingriff. Algerien wird dafür bestraft, den Franzosen Überflugsrechte zu gewähren. Im Statement zur Geiselnahme in der Gasförderanlage In Amenas kommt aber auch Syrien vor: Präsident Abdelaziz Bouteflika hält ja Algerien aus der sunnitischen Front der Unterstützer des Kriegs gegen Assad strikt heraus. In Algerien kennt man die Jihadisten, die da auch zugange sind, aus leidvoller Erfahrung. (Gudrun Harrer /DER STANDARD, 19.1.2013)