Mehr als 3,7 Millionen Mal verkaufte sich Skodas Octavia seit 1996. Die Kombination "viel Auto für vergleichsweise wenig Geld" wurde nun komplett neu aufgelegt

Kurz vor Weihnachten lud Skoda noch schnell zum ersten Probesitzen nach Jungbunzlau.

Foto: der standard/stockinger

Jetzt, Mitte Januar, tasteten wir uns den nächsten Schritt heran an den neuen Octavia, konkret: an die 5-türige Variante, indem wir der Einladung zu ersten Fahrtests im Süden Portugals Folge leisteten.

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Bis zu 102 kg leichter haben die Ingenieure den obendrein deutlich größeren Wagen hinbekommen, ließ man uns vor Weihnachten wissen. Das weckte Erwartungen in Richtung leichtfüßigen Fahrverhaltens - Erwartungen, die auch voll und ganz erfüllt wurden.

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Weniger Gewicht, mehr Radstand und Spurbreite, dadurch lässt sich das Ding nun mal erheblich flotter, agiler bewegen, und das Fahrwerk wirkt trotz angenehm straffer Federung sehr komfortabel.

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Modelle mit Allrad und über 150 PS, also bis hin zum avisierten scharfen RS, bekommen die aufwendige Mehrlenker-Hinterachse aus dem VW-Konzernregal spendiert, alles darunter setzt auf die wie gesagt ebenfalls tadellose Verbundlenkerkonstruktion - ähnlich wie beim Golf, nur liegt bei dem die Grenze bei 120 PS.

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Und wenn drinnen dank hervorragender Verarbeitungsqualität nix scheppert, dann verstehen wir das auch als Grußadresse Skodas nach Korea. Im dynamischen Aggregatzustand jedenfalls gibt sich der Octavia keinerlei Blöße.

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Das gilt auch fürs Antriebskapitel. Leichtgängige 5- und 6-Gang-Schalter sowie das stets beliebter werdende Doppelkupplungsgetriebe DSG erfreuen das Gemüt ebenso wie das breite Motorenangebot: Vier Benziner und drei Diesel gibt's vom Fleck weg, alles vernunfttechnisch zum Gesamthabitus des Autos passende, spritzig-sparsame Aggregate.

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Selbst deren genügsamstes (1,6 TDI, 105 PS) - er findet mit 3,8 l / 100 km das Auslangen - ist dank des Octavias neuer Schlankheit ein munteres Kerlchen, nur die in den höheren Gängen lang übersetzte 5-Gang-Schaltung sollte man mögen, sechse wären besser. Ende 2013 macht ihm dann der 1,6 TDI GreenLine mit 110 PS den Rang des Ökoprimus streitig: Der kommt gar mit 3,4 l / 100 km (89 g CO2/km) aus. Mit gewisser Genugtuung haben wir ferner registriert, dass es im Octavia immer noch einen echten Handbremshebel gibt.

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In Skodas neuer Ära, also unter VW-Ägide, verkaufte sich die Baureihe bisher über 3,7 Millionen mal. Insofern ist der Octavia also ein Multimillionär, aber einer für die kleinen Leute, weil zum leistbaren Preis - die dritte Generation liegt trotz mehr Auto auf Augenhöhe zum Vorgänger, sehr fair.

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Bescheidenheit ist eine Zier, drum bleibt der Octavia stilistisch ein stiller Typ. Das Wachstum bringt nicht nur erheblich mehr Platz für Passagiere und Gepäck, sondern bewirkt auch, dass der Wagen sich nun endgültig aus der Kompaktliga vertschüsst: 4,66 m Länge (plus 90 mm), das klingt schon nach Mittelklasse.

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Der um elf Zentimeter auf 2,69 m gewachsene Radstand, eingangs als Mitgarant geschmeidigen Abrollkomforts erwähnt, bringt den Insassen zudem bessere Beinfreiheit und dem Octavia ausgewogenere Proportionen - auch der lange vordere Überhang ist passé. Und mit 590 Liter Kofferraum (plus 30 l) lässt der Skoda etliche erheblich größere Limos und Kombis hinter sich.

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Der Firmenslogan ist, wie es sich für die Herkunft der Marke geziemt, tschechisch und lautet "simply clever". Für die Masse unserer Leser, die außer Pivo dieser Sprache kaum mächtig sind, übersetzen wir gerne: Das steht für "einfach nur schlau", und eine der in diese Kategorie fallenden Ideen wäre der Eiskratzer. Der ist nämlich im Tankdeckel untergebracht und so jederzeit find- und greifbar. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 18.1.2013)

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