Ein Running Gag kursierte diese Woche in den Foren: "Armstrong tells Oprah he doped. Oprah tells Armstrong she's black." Von einem Geständnis kann man im Fall Armstrong tatsächlich nicht mehr reden. Der US-Amerikaner hat nur bestätigt, was ohnehin alle wussten, das erforderte keinen besonderen Mut. Es wäre mutiger, aber natürlich auch vollkommen lächerlich gewesen, weiterhin zu leugnen. Armstrong ist ohne Zweifel einer der größten Betrüger, die der Sport je gesehen hat. Und einer der erfolgreichsten. Sieben Siege bei der Tour de France, das ist schon ein Ding. Da könnte man sich fast - wie Armstrong selbst - zu einem verführerischen Gedanken hinreißen lassen: Wenn ohnehin alle bis über beide Ohren gedopt waren, gab es auch faire Bedingungen.

Aber nein, dem ist natürlich nicht so, die Rennen waren zu keinem Zeitpunkt fair. Nicht nur, dass es wohl auch saubere Sportler gab, ist Doping auch nicht gleich Doping. Die Qualität der Manipulation ist auch eine Frage des Know-how. Es ist ja auch nicht jeder Ski gleich gut präpariert. Lance Armstrong war in puncto Doping optimal betreut. Und er war auch auf der Strecke nicht allein, sondern hatte als "The Boss" (so sein Spitzname) ein Team von ebenso gedopten Wasserträgern um sich versammelt, die ihm den Weg zu seinen Triumphen ebneten. Armstrongs größtes Talent war nämlich weder das Radfahren noch das Dopen, sondern die kühle Berechnung und das autoritäre Management, mit dem er Kollegen, Konkurrenten und Medien lange Zeit unter Kontrolle hielt.

Ob der Despot nun wirklich geläutert ist? Sein Geständnis bei der Beichtmutter der Nation wirkt eher wie das nüchterne Ergebnis einer Kosten-Nutzen-Kalkulation. Das Berechnen funktioniert nämlich auch ganz ohne Doping. (Philip Bauer, derStandard.at, 18.1.2013)