Robert Joseph Bartl als Charles Dyer und Marcello de Nardo als Harry C. Leeds (v. li.).

Foto: L. Jodlbauer

Wien - Das Gefängnis, in dem Charles Dyer (Robert Joseph Bartl) und Harry C. Leeds (Marcello de Nardo) leben, ist pastellfarben, gemustert und plüschig. Es ist ein Friseursalon, in dem das in die Jahre gekommene schwule Paar seine Tage verbringt, und er liegt, wie der Stücktitel bereits sagt, Unter der Treppe.

In den 1960er-Jahren des vorigen Jahrhunderts uraufgeführt, zeigt das Volkstheater Charles Dyers Stück (der Autor lieh einer seiner Figuren den Namen) nun in einer Bearbeitung von Michael Schottenberg. Katrin Hiller bleibt in ihrer Inszenierung (die nach der Premiere im Haupthaus heute, Freitag, ihre Tournee durch die Bezirke startet) in einer nicht näher definierbaren Vergangenheit: Der Laden ist ein heruntergekommenes Vorstadt-Lokal, ein bisschen Sechzigerjahre, Audrey Hepburn und Jackie O., aber auch knallorange und -lila Flokatisessel und, so meint man zu erkennen, ein Bild von George Michael an der Wand (Bühne: Hans Kudlich).

Hier durchleidet mehr denn durchlebt das Paar seinen Alltag: Friseur Harry hadert mit seinem Haarausfall, der gescheiterte Schauspieler Charles mit Erfolglosigkeit, der Tochter aus einer gescheiterten Ehe und seinen Trieben - die ihm, unter zusätzlicher Beteiligung eines auf seinem Schoß sitzenden Minderjährigen, eine Gerichtsvorladung einbringen.

Das Stück thematisiert die Zumutungen und Demütigungen eines Lebens, das nicht in den engen Grenzen des sogenannten Normalen verläuft, tut dies jedoch im Gewand einer Screwball-Komödie. Das alte Paar wirft sich die schlimmsten Gemeinheiten an den Kopf, die zauberhaftesten Liebeserklärungen.

Bartl und de Nardo haben den nicht ganz zweistündigen Abend alleine zu tragen, ihre Figuren kommen aus der Enge des Friseursalons nicht heraus, keine Nebenfigur sorgt für Ablenkung. Ihre Rollenverteilungen sind völlig klar: Bartl gibt den machoiden, raumgreifenden Egozentriker, de Nardo das weinerliche, verfrorene Männchen, das immer mehrere Schichten alter Fetzen trägt. Bisweilen fehlt es ihnen an jener Konzentration und Präzision, die nötig wäre, um den Funken endgültig überspringen zu lassen.

Als altes Ehepaar aber funktionieren die beiden hervorragend. Streitend, keifend, sich wieder versöhnend bringen sie den lakonischen Witz der Vorlage ebenso zum Vorschein wie die letzten Endes doch ganz schön tief sitzende Verzweiflung ihrer Figuren.   (Andrea Heinz, DER STANDARD, 18.1.2013)