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Die befragten Userinnen glauben nicht, dass die Verwendung von Klarnamen den Ton im Netz verbessern könnten.

Foto: REUTERS/Noah Berger

Was verleitet Menschen dazu, Verfasserinnen von Social-Media-Beiträgen zu beleidigen? Wie gehen die betreffenden Frauen damit um und welche Maßnahmen für einen besseren Kommunikationsstil im Netz werden als sinnvoll erachtet? Diesen Fragen wollte die Bloggerin Karin Ortner im Rahmen einer Lehrveranstaltung mit dem Titel "Online-Forschen" im Rahmen des Masterstudiengangs Webwissenschaften an der Johannes-Kepler-Universität in Linz nachgehen. Dafür startete sie eine anonymisierte Befragung bei im Netz aktiven Frauen.

Reaktionen auf Einträge bei Twitter, in Foren oder in Blogs gehören für Netzaktive nicht nur dazu, sondern machen diese Kanäle erst zu dem, was sie sind. Dennoch macht der Ton die Musik. Und dieser ist oftmals alles andere als gemäßigt. Vor allem, wenn bestimmte Themen angesprochen werden. Insbesondere wenn es um Frauenpolitik, Gleichberechtigung und Feminismus geht, wird der Ton schnell ruppig. Diesen Schluss konnte Ortner aus ihrer Online-Befragung ziehen, deren Ergebnisse sie in ihrem Blog "Karins Notizen" zusammenfasste.

Rotes Tuch Gleichberechtigung

Über 60 Prozent jener Befragten, die Anfeindungen im Netz aufgrund ihrer Beiträge erlebten, gaben an, dass sie sich zum Thema Gleichberechtigung äußerten. Auf Platz zwei schaffte es - mit 28 Prozent - das Thema Religion und interkulturelles Zusammenleben. Bei der Frage nach dem Umgang mit Anfeindungen gaben 54 Prozent an, es mit Sachlichkeit zu versuchen. Immerhin für ein Viertel der Teilnehmerinnen sei allerdings der Rückzug eine häufig gewählte Reaktion auf solches Verhalten, fasst Ortner zusammen.

Pflichtfach für mehr Höflichkeit

Einen interessanten Einblick liefert sie auch dahingehend, welche Maßnahmen die Befragten im Kampf für den guten Ton im Netz als sinnvoll erachten: Eine Verpflichtung zu Klarnamen lehnen die Befragten deutlich ab. Die Anonymität im Netz solle weiterhin bestehen, stattdessen soll mit einer "allgemeinen Sensibilisierung" gegen Anfeindungen vorgegangen werden - dafür sprachen sich 79 Prozent aus. 74 Prozent wollen diese Sensibilisierung konkreter verankert wissen: Sie könnten sich ein Pflichtfach in der Schule vorstellen, das die Inhalte "Internet und Kommunikation" vermittelt. (beaha, dieStandard.at, 17.1.2013)