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Auch so eine kleine, feine Sache in Kopenhagen: Spezielle Mistkübel für die radelnden Verkehrsteilnehmer.

Foto: ap/olsen

"Copenhagenize" ist kein neuer Terminus: Auf zwischen Parkstreifen, Bezirks- und Partikularinteressen gepfuschten Radwegen ist das Wort längst Gebet und Klagelied in einem.

Dennoch reicht der Traum von Kopenhagen meist nur zur anderen Seite der dort so selbstbewusst angelegten Radstraßen. Denn meist schwärmt man nur aus zweitem Mund von Radquoten über 50 Prozent, Bike-Vorrang oder bewachten Radgaragen. Mit Service.

Kein Stress, keine Konflikte

Doch "Copenhagenization" ist mehr: bessere Luft. (Nebenbei: Kopenhagen ist auf dem Weg zu CO2-neutralen Stadt). Und Ruhe: Weniger Autos machen weniger Lärm. Parallel zum Grunddröhnen sinkt der Stresspegel - und Konflikte entfallen: Gehsteig- oder "Geisterradler"? No-Gos. Lieferantenparkplatz Radweg? Undenkbar. Fußgänger auf dem Radweg? Fehlanzeige.

Denn wo jeder seinen Platz hat und kennt, entfallen Territorialkonflikte. Obwohl auch Kopenhagen Raum nicht erfinden kann und die Straßen nicht breiter sind als anderswo. Dennoch wirken sie so. Denn wo hierzulande privates Blech öffentlichen Raum als Park-Wall strukturiert, steht in Kopenhagen oft nichts: Dort wird geradelt.

Von Shakespeare lernen

Geparkt wird anderswo. In Garagen. Oder gar nicht: Wo keine Parkplätze sind, hört man irgendwann auf, mit dem Auto hinzufahren. Erst fluchend - dann frei. Das geht. Wenn zum Wollen auch das Tun kommt. Freilich nicht österreichisch "mit halbem Mut und halbem Herz zum halben Ziel", sondern so binär, wie Shakespeare es dem dänischen Prinzen in den Mund legte: "Sein oder Nichtsein." (Thomas Rottenberg, 11.1.2013)