Helmut Berger, der schweigende, rauchende alte Mann, hat das Camp verlassen.

Foto: rtl/stefan gregorowius

Was für eine Freude war das zu Beginn der siebenten Dschungelcamp-Staffel: Helmut Berger hatte sich als Teilnehmer angesagt, jene wüste Schauspiellegende, neben der ein Gérard Depardieu wirkt wie ein russisches Großmütterchen. Bereits am Samstag, nach zwei Tagen, war das Abenteuer für den Österreicher aber vorbei. Es wird heiß in Australien – zu heiß für Bergers exzessgeprüften Körper. Schade ist das vor allem für die Zuschauer.

Das RTL-Format, zu verfolgen täglich ab 22.15 Uhr, funktioniert vordergründig so: Man pferche im australischen Dschungel Menschen zusammen, denen es an Geld, Erfolg und/oder Aufmerksamkeit mangelt, lasse sie Hunger und Fadesse leiden (keine Smartphones!) und malträtiere sie mit Spinnen, Schlangen oder was der Busch sonst so hergibt. Hinter der Bootcamp-Fassade aber ist das Ganze ein stinknormaler Schulhof. Die Internierten (so schillernde Gestalten wie die Mutter von Daniela Katzenberger, die Tochter von Tony Curtis oder die, die vor Jahren mal Vierte bei "Germany's Next Topmodel" geworden ist) wollen die Beliebtesten sein, die Härtesten, die Besten. Helmut Berger, einst der Schönste von allen, hatte solche Kindereien nicht nötig.

Während die Kollegen irgendetwas faselten von "Gunst der Zuschauer" oder davon, hier endlich ihr "wahres Gesicht" zeigen zu wollen, saß er auf seiner Liege und rauchte. Die anderen buckelten autoritätshörig vor dem australischen Militär, er pisste verbotenerweise in den Wald ("Du musst aufpassen wegen den Tieren" – "Is' ja wurscht"). Sehenswert war dieses Camp trotzdem einzig und allein wegen ihm – dem schweigenden, rauchenden alten Mann. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 14.1.2013)