Michael Haneke mit Emmanuelle Riva und Jean-Louis Trintignant am Set von "Amour"/"Liebe".

Foto: Filmladen / Denis Manin

Inmitten des äußerst spielfreudigen Ensembles von Tarantinos "Django Unchained": Christoph Waltz (2. v. li.) zwischen (v. li.) Leonardo DiCaprio, Samuel L. Jackson und Jamie Foxx.

Foto: Sony Pictures

Los Angeles/Wien - Am Donnerstag wurden in Los Angeles die Nominierungen für den berühmtesten Preis der Filmwelt, den Oscar, bekanntgegeben. Schauspieler Christoph Waltz, der bereits 2010 für die beste Nebenrolle ausgezeichnet wurde, darf sich für seine Mitwirkung an Quentin Tarantinos "Django Unchained" erneut Hoffnungen machen - er wurde wieder als bester Nebendarsteller nominiert.

Haneke für Drehbuch und Regie nominiert

"Amour" ("Liebe") von Regisseur Michael Haneke, bereits mit vielen internationalen Preisen ausgezeichnet (u.a. mit der Goldenen Palme in Cannes und vier Europäischen Filmpreisen), wurde sowohl als bester Film wie auch als bester nicht-englischsprachiger Film nominiert, Haneke zusätzlich in den Kategorien Drehbuch und Regie. Seine Hauptdarstellerin Emmanuelle Riva hat als beste Hauptdarstellerin die Chance, exakt an ihrem 86. Geburtstag als älteste Oscar-Preisträgerin in die Geschichte einzugehen.

"Lincoln" führt bei Nominierungen

Mit zwölf Nominierungen geht "Lincoln" von Steven Spielberg als Favorit ins diesjährige Oscar-Rennen. Unmittelbar dahinter rangiert mit elf Nominierungen die Bestseller-Verfilmung "Life of Pi" von Ang Lee. Zu den weiteren Favoriten zählen  David O. Russells Liebeskomödie "Silver Linings" mit acht Nominierungen, sowie  Ben Afflecks "Argo" und Tom Hoopers Musical "Les Misérables" mit je sieben.  Wie  "Amour" kamen  "Django Unchained", Sam Mendes' Bond-Film "Skyfall" und Kathryn Bigelows Geheimdienst-Studie "Zero Dark Thirty"auf je fünf Nominierungen.

Für das "Empire"-Magazin  stellt Hanekes Nominierung in der Regiekategorie die größte Überraschung dar, finde sich der "Arthouse-Gigant" doch neben etablierten Hollywoodgrößen: "Das ist die interessantestes Auswahl seit Jahren." Auch die "New York Post" und die "Huffington Post" bezeichnen die Nominierungen für Haneke und Benh Zeitlin ("Beasts of the Southern Wild") in der Regiesparte als überraschend.

Die auffällgsten Nicht-Nominierungen - in Relation zu den Listen der jeweiligen Branchenverbände - waren Wes Andersons "Moonrise Kingdom",  "Skyfall" und Paul Thomas Andersons "The Master" in der Kategorie der Besten Filme, sowie Kathryn Bigelow, Ben Affleck und Tom Hooper in der Regie-Kategorie. Vergeben werden die 85. Academy Awards am 24. Februar.

Erste offizielle Gratulationen an Haneke

Martin Schweighofer, Geschäftsführer der Austrian Film Commission, verweist auf in einer Aussendung auf einen Überraschungseffekt: "Mit einer Nominierung für den Auslandsoscar durfte gerechnet werden. Dass sich für Michael Hanekes 'Amour' nun aber auch eine Chance auf den Gewinn des Best Picture of the Year, den Best Director und Best Original Screenplay-Award aufgetan hat, ist nichts weniger als sensationell."

Auch Kulturministerin Claudia Schmied  freute sich über eine "echte Sensation". "Michael Hanekes internationaler Erfolg unterstreicht einmal mehr die hohe Qualität seines filmischen Schaffens und die Bedeutung des europäischen Films", so Schmied in einer Aussendung, die dem Regisseur, "der einzigartigen Emmanuelle Riva und dem brillanten Christoph Waltz von ganzen Herzen zu ihrer einzigartigen Leistung" gratuliert.   Für Bundeskanzler Werner Faymann zeigen die Nominierungen "einmal mehr die überragende Bedeutung von Michael Haneke in der internationalen Filmkunst", ÖVP-Kultursprecherin Silvia Fuhrmann freut sich über die "Fortsetzung der Erfolgsgeschichte" - nur Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl zeigte sich angesichts des "unter die Haut gehenden Films" eigentlich nicht überrascht.

Haneke, der von den Nominierungen unmittelbar nach dem Ende der Proben für Mozarts "Cosi fan tutte" in Madrid erfahren hatte (seine zweite Opernregie soll am 23. Februar Premiere feiern), sitzt bereits im Flugzeug nach Los Angeles, denn am Sonntag werden dort die Golden Globes vergeben. Er freue sich aber außerordentlich über die fünf Nominierungen, ließ der Regisseur über seinen Produzenten Veit Heiduschka ausrichten.

Heiduschka meinte, dass man auf eine Nominierung gehofft habe, "aber natürlich nicht in fünf Kategorien. Damit kann man nicht rechnen, das ist wirklich eine große Überraschung." Für einen österreichischen Film habe es eine derartige Anzahl von Nominierungen noch nie gegeben, das sei unglaublich: "Wir haben da schon was aufgebaut in Österreich, die Saat ist aufgegangen."   (APA/red, derStandard.at, 10.1.2013)