Xiao Feng war der Ansicht, sein Sohn verbringe zuviel Zeit in Online-Rollenspielen (als Beispielbild: "Tian Xia 2").

Foto: BigWorld Tech

Weil sein 23-jähriger Sohn sich seiner Ansicht nach zu lange in Online-Spielen herumtreibt, hat der Chinese Xiao Feng zu drastischen Mitteln gegriffen.

Gut in der Schule, Probleme bei der Arbeitssuche

Sein Sprössling hatte schon im Gymnasialalter seine Liebe zu Videospielen entdeckt und war mittlerweile der Überzeugung, ein Meister in verschiedenen Onlinerollenspielen zu sein. Die Passion für virtuelle Welten beunruhigte die Eltern aber nicht weiter, da ihr Kind seinen schulischen Herausforderungen stets mit guten Noten begegnete.

Anders stellte sich die Situation jedoch dar, als es darum ging, einen Arbeitsplatz zu finden. Nach langer Suche startete Fengs Sohn als Softwareentwickler, kündigte seinen Job aber nach weniger als drei Monaten. Seitdem hat er noch keine Stelle gefunden, die ihm zusagt.

Spielverderber

Um ihn dazu zu bewegen, mehr Zeit in die Arbeitssuche zu investieren, heuerte Feng gegen Bezahlung andere Spieler als virtuelle Attentäter an, wie Kotaku berichtet. Wo er seine Handlanger fand, ist nicht bekannt, jedenfalls handelte es sich durchgängig um Personen, die in den jeweiligen Spieler über stärkere und besser ausgerüstete Avatare als sein Sohn.

Der Plan: Das permanente Ableben seiner Spielcharaktere sollte seinem Kind die Freude an Onlinerollenspielen nehmen. Tatsächlich überspannten die digitalen Anschläge bald den Geduldsbogen seines Sohnes, so dass dieser einen der anonymen "Hitmen" zur Rede stellte und so herausfand, dass sein Vater ihn engagiert hatte.

Aussöhnung

Geändert hat dies, so Kotaku weiter, allerdings nichts. "Ich kann spielen, oder auch nicht, es macht mir nichts aus", soll er seinem Vater mitgeteilt haben. "Ich suche nicht einfach irgendeine Arbeit, ich will mir Zeit lassen, eine Stelle zu finden, die zu mir passt." Xiao Feng soll mit Erleichterung reagiert haben, die beiden sind wieder ausgesöhnt. Ob er die Online-Assassinen wieder abgezogen hat, ist allerdings nicht bekannt.

Methode wenig wirkungsvoll

Mark Griffiths, Experte für Spielsucht und Abhängigkeit an der Nottingham Trent University hält das Vorgehen von Feng gegenüber der BBC jedenfalls nicht für sinnvoll. "Es wird nicht unbedingt zu den familiären Beziehungen beitragen", so der Experte, der sich seit 25 Jahren mit exzessivem Videospielkonsum auseinandersetzt. "Ich habe noch nie von so einer Intervention gehört, aber ich glaube nicht, dass dieser Top-Down-Zugang funktioniert."

Für ihn ist der überbordende Konsum von Videospielen nur ein Symptom für darunterliegende Probleme. "Ich habe schon Spieler erlebt, die zehn bis 14 Stunden täglich gespielt haben. Doch für viele wirkt sich das nicht schädlich aus, sofern sie keinen Beruf ausüben, nicht in einer Beziehung sind und auch keine Kinder haben. Es geht nicht um die Zeit, die man damit verbringt, sondern um die Auswirkung auf das eigene Leben."

"Die Leute sind nunmal so"

Die World of Warcraft-Spielerin Olivia Grace sieht in Fengs Methode ebenfalls kein langfristiges Hindernis. "Es passiert ständig, dass man von jemandem getötet wird", erklärt sie. "Die Leute sind online nunmal so." (red, derStandard.at, 09.01.2012)