Ein Imprägnierwaschmittel für die Hardshells? Davon ist abzuraten, da das Material sonst auf beiden Seiten wasserdicht wird.

Foto: Robert Newald

Gaute Fonkalsrud legte den Kopf schräg: "Ja", erklärte der hünenhafte Norweger dann, "das ist tatsächlich ein Problem: inkompetente Verkäufer. Denn wenn ein Verkäufer wirklich empfiehlt, ein Imprägniermittel mit in die Waschmaschine zu geben, ist er ein Idiot. Das ist sein Problem. Aber du hast dann auch eines: Deine Jacke funktioniert nicht."

Das war im April vergangenen Jahres. Fonkalsrud stand bei Romsdalen, 400 Kilometer nordwestlich von Oslo, mit Blick auf einen Fjord auf einem Gipfel und zog die Felle von den Skiern. Fonkalsrud ist kein Bergführer, sondern beim US-Konzern Gore für die Prüfung jener Membran zuständig, ohne die im Outdoorbereich nichts mehr läuft: Hauchdünne Folien in der Kleidung verhindern, das Wasser von außen eindringt - Feuchtigkeit von innen kann aber nach außen entweichen.

Gore testet Kollektionen

Gore ist da mit "Gore Tex" Weltmarktführer. Und Outfit-Hersteller, die Jacken und Hosen, Schuhe, Zelte oder sonst was beschichten wollen, müssen ihre Prototypen Fonkalsrud vorlegen. Im April 2012 testete der Norweger Kollektionen für 2014. Da zählt auch die Wasch- und Pflegbarkeit: "Was nutzt die Membran, wenn Zippverschlüsse und Nähte nach dem ersten Waschen undicht sind?" Beim Spazierengehen, so der Norweger, "ist das lästig. Am Berg lebensgefährlich."

Im April hatte Gore über einen Facebook-Wettbewerb zehn Freerider aus ganz Europa nach Romsdalen eingeladen. Auch, weil deren Alltagsberichte Probleme offenlegen. Als ein polnischer Alpinist vom Imprägnierwaschmittel für die Maschine erzählte, blickte Fonkalsrud gen Himmel: "Oh mein Gott!"

Auch Katharina Haas schlägt bei solchen "Tipps" die Hände zusammen. Haas ist beim Schweizer Bergsportkonzern Mammut Fachfrau für Stoffe. "Fabric-Coordinator" heißt das im Neusprech. "So", seufzt sie, "wird das Material von beiden Seiten wasserdicht. Also unbrauchbar." Entgegen oft vorgebrachten Warnungen sei es jedoch "absolut richtig", Outdoor- und Funktionstextilien in die Waschmaschine zu werfen. "Alles: Hard- und Softshell, Fleece und auch die Basic-Layer." Ein "Sportprogramm" sei überflüssig: Es ist ident mit dem Schonwaschgang bei 30 Grad.

Dass Profi-Putzer Laien dennoch gern nahelegen, Hardshells in die Putzerei zu tragen oder sie daheim plan aufzulegen und mit Schwamm oder Wettex zu reinigen, lässt Haas schmunzeln: Oberflächlich funktioniere das - aber Staub und Schmutz würden so in die Poren des Materials gedrückt. Das reduziere die Wirkung: "Die mechanischen Kräfte der Waschmaschine halten die Stoffe aus", sagt Haas. Mammut geht von mindestens 20 Waschungen aus. Gore gibt "lebenslange" Garantie - und rät, intensiv Genutztes wöchentlich in die Maschine zu werfen: um die Poren freizuspülen.

30 Grad und ein normales Waschmittel

Freilich: Stoff und Membran sind zäh - doch die Kleber der Tapes, die die Nähte abdecken, sind empfindlich. Bei höheren Temperaturen können sie weich werden. Beim Abkühlen könnten so undichte Stellen entstehen. "30 Grad - und ein normales Waschmittel", lautet daher Haas' Rat. Und an Spezialwaschmittel glaubt auch Sylvia Berghammer, Textilspezialistin beim Südtiroler Outdoor-Ausstatter Salewa, nicht: "Ich verwende ganz normales Waschmittel." Unisono warnen die Berg-Labels aber vor Weichspülern: "Die Silikone verstopfen die Membran und verkleben Daune. Fleece-Jacken verlieren ihre Kuscheligkeit." Berghammers Nachsatz: "Ich bin auch aus Haut- und Umweltschutzgründen kein Weichspülerfan."

Verklebt wird nicht nur die (fast jedem bekannte) Membran, sondern auch ein den meisten Nutzern unbekanntes Stück Hightech-Armierung: die "DWR-Ausrüstung". DWR steht für "durable water repellency" und ist - laienhaft ausgedrückt - ein Microfell, meist auf Fluorcarbon-Basis, das die Außenseite der Kleidung bildet. Wasser perlt an den aufrecht stehenden Härchen ab. Maschinelles Waschen entfernt Staub und Schmutz - und verbessert die Performance.

"Aktiviert", heißt es bei Mammut und Salewa, werden DWR-Ausrüstung und Membran durch das richtige Trocknen. Und das bedeutet, zu ignorieren, was auf vielen Pflegeetiketten steht: "Nicht in den Trockner" nämlich. "Rein damit!", sagt Gore-Mann Fonkalsrud. Wieso dann auf den Etiketten abgeraten wird? Trockenprogramme dauern oft bis zu 70 Minuten - dem Outdoorzeug genügen 15. Danach beginnen manche Kleber zu leiden. (Ganz nebenbei: Auch Daune liebt den Trockner - wenn Tennisbälle in der Trommel das Verklumpen verhindern.)

Trocknen und bügeln

Nicht nur im Trockner, auch über (nicht auf!) der Heizung stellt die DWR-Ausrüstung alle Härchen auf. Oder beim Bügeln. "Wenig Druck und ein Tuch dazwischen", warnt Berghammer. Oder aber, rät Haas, "man hält das Eisen bei eingeschalteter Dampffunktion ein paar Millimeter über den Stoff".

Wer will, der darf danach auch imprägnieren. Notwendig sollte es zwar nicht sein, aber auch Bergsportler brechen nur ungern mit oft jahrzehntelang gelebten Ritualen. Nur eines, bittet Gaute Fonkalsrud, solle man halt beherzigen: "Nur von außen - sonst können wir uns die ganze Membrantechnik ersparen." (Thomas Rottenberg, Rondo, DER STANDARD, 11.1.2013)