Künsterlische Darstellung eines jungen Sternensystems mit zwei Exokometen. Der US-Astronom Barry Welsh geht davon aus, dass Exokometen in der Milchstraße ebenso häufig sind wie fremde Planeten.

Illustration: NASA/Lynette Cook

Washington - In den frühen 1990er Jahren entdeckte man die ersten Exoplaneten und damit den Beweis, dass unser Sonnensystem in vielerlei Hinsicht gar nicht so einzigartig ist. Den ersten bestätigten Exokometen hat man bereits einige Jahre davor beobachtet. Sechs bisher unbekannte Exemplare dieser aus unserem eigenen Sonnensystem wohlvertrauten Objekte haben nun US-Astronomen um unterschiedlichen Sternen entdeckt. Das Team um Barry Welsh von der Universität von Kalifornien in Berkeley stellte die Beobachtungen am Montag auf der Jahrestagung der Amerikanischen Astronomischen Gesellschaft AAS in Long Beach (Kalifornien) vor.

Es war nicht die erste Entdeckung von Kometen bei anderen Sternen: Zuvor waren bereits vier Exemplare bekannt. Auf Grundlage der neuen Beobachtungen schätzt Welsh jedoch, dass diese sogenannten Exokometen in der Milchstraße vermutlich bei ebenso vielen Sternen vorkommen wie Planeten.

Nach heutigem Kenntnisstand bestehen Kometen aus Wassereis, Kohlendioxid und einigen anderen gefrorenen Gasen sowie Staub und Gesteinsbrocken. Diese "schmutzigen Schneebälle" haben Durchmesser von nur etwa fünf bis 20 Kilometern. Normalerweise ziehen sie weit entfernt von der Sonne ihre Runden. Werden sie aber aus der Bahn geworfen und kommen dadurch der Sonne nahe, tauen sie an und bilden einen vom Sonnenwind verursachten riesigen Schweif.

Das Material dieser lang gestreckten Gas- und Staubwolke schluckt das Licht des Sterns bei bestimmten Wellenlängen, was charakteristische dunkle Linien im Spektrum des Sternenlichts hinterlässt. Auf diese Weise fand das Team um Welsh in drei Beobachtungskampagnen Kometen bei insgesamt sechs Sternen. "Diese Exokometen sind häufiger und leichter nachzuweisen als bisher gedacht", erläuterte Welsh in einer Mitteilung seiner Hochschule.

Kometen in jungen Sternensystemen

Die Astronomen hatten junge Sterne der Spektralklasse A untersucht, die erst etwa fünf Millionen Jahre alt sind. Planeten haben die Astronomen bei diesen Sternen zwar nicht gesichtet, die jungen Sonnen sind jedoch von großen Gas- und Staubscheiben umgeben, aus denen sich normalerweise Planeten formen. Zudem müssen - noch unentdeckte - Planeten die Kometen aus ihrer ursprünglichen Bahn geworfen haben, sodass sie sich ihrem jeweiligen Heimatstern weit genug annähern konnten, um aufzutauen. Welsh geht davon aus, dass sich mit optimierten Instrumenten auch Kometen bei älteren Sternen der Spektralklassen G und F nachweisen lassen, bei denen die meisten der bisher mehr als 850 Exoplaneten entdeckt worden sind. (APA/red, derStandard.at, 12.1.2013)