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"Krebszellen mögen keine Himbeeren" - Ein bekannter Ratgeber, in dem erklärt wird, warum es für Krebspatienten angeblich Sinn macht, in das morgendliche Müsli Beerenfrüchte zu geben.

Foto: APA/Roland Weihrauch

"Krebszellen mögen keine Himbeeren", "Krebszellen lieben Zucker - Patienten brauchen Fett", "Krebs bekämpfen mit Vitamin B17" - Immer mehr (pseudo-)wissenschaftliche Ratgeber behaupten, dass mit der richtigen Ernährung Krebs ergänzend behandeln werden kann, indem die Tumorzellen ausgehungert werden. Egal ob Brust-, Darm- oder Prostatakrebs, für jede Krebsform gibt es vermeintlich korrekte Nahrungsmittel.  Oft beziehen sich die Bücher sogar auf klinische Studien und wurden von Medizinern geschrieben. Doch was ist wirklich dran an der Anti-Krebs-Diät? 

"Das Fortschreiten einer Krebserkrankung lässt sich durch spezielle Ernährung nicht verzögern. Dafür gibt es keinen harten wissenschaftlichen Beweis", sagt Johann Hammer, Gastroenterologe und Hepatologe sowie Programmleiter für "Ernährungsmedizin" am AKH Wien. Er arbeitet eng mit den Diätologen im Haus zusammen und entwickelt Leitlinien für die Ernährung von Krebspatienten.

Gesunder Lebensstil

"Krebspatienten benötigen prinzipiell keine spezielle Diät. Als grobe Richtlinie genügt es, eine gesunde Ernährung inklusive körperlicher Aktivität einzuhalten", so Hammer. In bestimmten Situationen, etwa während der Therapie oder nach einer Operation, könnte aber eine spezielle Diät erforderlich sein, die im konkreten Fall vom behandelnden Arzt zu bestimmen ist. 

Wichtig ist für Hammer jedenfalls, auch nach der Krebsdiagnose einen gesunden Lebensstil aufrecht zu erhalten. Leichte, eher kühle Kost, langsames Essen, Reduktion fetter und stark riechender Speisen können helfen Nebenwirkungen der Therapie oder Krebserkrankung, etwa Durchfall, Übelkeit oder Schleimhautschäden zu vermeiden. Außerdem ist es essenziell, das Körpergewicht mittels ausgewogener Ernährung und Ausdauersport beizubehalten, so Hammer. Übergewichtige sollten nicht versuchen, rasch an Gewicht zu verlieren, weil der daraus resultierende "Hungerstoffwechsel" kontraproduktiv wäre.

Präklinische Studien

Laut Hammer gibt es aber keine speziellen Nahrungsmittel, die eine Krebserkrankung lindern oder gar bekämpfen könnten: "Der Wert einzelner Nährstoffe ist wissenschaftlich grundsätzlich sehr mager. Ratschläge wie"'Essen sie Himbeeren, Ingwer, Gelbwurz, Chilli, etc." beziehen sich im Großen und Ganzen auf Einzelbeobachtungen, sogenannte präklinische Studien, und nicht auf kontrollierte klinische Studien, die für das ärztliche Vorgehen relevant sind."

Sehr wohl könne man aber durch gesunde Lebensweise einer Krebserkrankung vorbeugen. Dazu zählen laut Hammer vor allem das Beibehalten oder Erlangen eines Körpergewichts im Normbereich, eine ballaststoff- und abwechslungsreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse sowie das Vermeiden von übermäßigem Alkoholkonsum. (Florian Bayer, derStandard.at, 7.1.2013)