Bangui/Brüssel/N'Djamena - Drei Wochen nach dem Beginn des bewaffneten Aufstands in der Zentralafrikanischen Republik hat Staatschef Francois Bozize die Überlegenheit der Rebellen eingestanden. Es sei nur dem Militäreinsatz des Verbündeten Tschad zu verdanken, dass er noch zu seinen Mitbürgern sprechen könne, sagte Bozize in seiner Neujahrsansprache im Fernsehen. "Sonst wären wir alle nicht mehr hier."

Die Rebellenbewegung Seleka hat seit dem 10. Dezember die größten Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht. Wenn die Armee des Tschad nicht interveniert hätte, wäre die Hauptstadt Bangui "heute überrannt und im Chaos", sagte Bozize. Er erklärte sich "zum Dialog bereit". Geführt werden sollen die Gespräche in der Hauptstadt Gabuns, Libreville.

Die Zentralafrikanische Republik hat rund fünf Millionen Einwohner. Bozize war 2003 mit Unterstützung des Tschad an die Macht gelangt. In der gegenwärtigen Rebellenoffensive hatten sich die im Land stationierten zentralafrikanischen Truppen zuerst zurückhalten gezeigt, was Spekulationen über eine mögliche Abwendung des tschadischen Diktators Idriss Deby von Bozize Auftrieb verliehen hatte.

Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich, die Bozize 2006 ebenfalls mittels eine Militärintervention half, an der Macht zu bleiben, hat am Flughafen Bangui rund 600 Mann stationiert. Diese sind jedoch nicht zur Unterstützung des Regimes gedacht, sondern um die rund 1.200 sich im Land befindlichen Franzosen im Notfall außer Landes zu bringen, betonte Frankreichs Präsident Francois Hollande vor einigen Tage.

Angst in der Hauptstadt Bangui

Im Gegensatz zu den meisten Städten wird Bangui noch von den regulären Truppen kontrolliert. Allerdings verbreitete sich in der Hauptstadt am Jahreswechsel die Angst vor einem baldigen Vormarsch der Rebellen. Die Einwohner tätigten Hamsterkäufe und bildeten lange Schlange vor den Banken, um Geld abzuheben.

Nach einem Telefonat mit Bozize erklärte Hollande am Montag, alle Konfliktparteien müssten so schnell wie möglich Verhandlungen aufnehmen. Die Rebellen beharrten auf ihrer Forderung nach einem Abgang Bozizes. Die Einheiten des Tschad blockieren derzeit die Verbindung zwischen Bangui und dem Norden des Landes, den die Rebellen kontrollieren.

Unterdessen hat sich die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton "zutiefst besorgt" über die Kämpfe zwischen Regierungssoldaten und Rebellen in der Zentralafrikanischen Republik gezeigt. In einer am Dienstag in Brüssel veröffentlichten Erklärung forderte sie die Konfliktparteien auf, "friedlich, durch Dialog und Verhandlungen" die Krise beizulegen.

Zugleich verurteilte sie Ausschreitungen der Regierungstruppen gegen die Zivilbevölkerung in der Hauptstadt Bangui. Ashton mahnte, die Entwicklungshilfe der EU für Staaten wie die Zentralafrikanische Republik sei an die Einhaltung der Menschenrechte gebunden. (APA, 1.1.2013)