Es gibt viele gute Gründe für die Erhaltung der Wehrpflicht - und einige schlechte (wie die Aufrechterhaltung des Zivildienstes oder den Gehorsam gegenüber jenen Politikern, die die Wehrpflicht propagieren). Ebenso gibt es viele gute Gründe für ein Berufsheer - und auch etliche schlechte (wie Erinnerungen an das 34er-Jahr oder die Wankelmütigkeit der Politiker, die einmal gegen und ein andermal für ein Berufsheer sind).

Aber die Gelegenheit, in den kommenden zwei Wochen die guten Argumente zu hören, zu bewerten und schließlich darüber zu befinden, ist eine gute demokratische Übung. Schließlich wird man bei Koalitionsregierungen auch künftig Situationen erleben, in denen jede Partei ihren Wählerauftrag so versteht, dass sie dem Partner, der das Gegenteil verlangt, nicht nachgeben darf. Oder dass es Fragen gibt, die eben keinen Kompromiss zulassen.

Dann sind Argumente gefragt. Dann darf man auch in einer repräsentativen Demokratie das Volk in einer Sachfrage zu Wort kommen lassen. Meinungsbildung ist eben auch eine Form von Bildung. Und dann hingehen, entscheiden. Den Politikern klar machen, wer die besseren Argumente gehabt hat.

Und wenn die Argumente beider Seiten nicht überzeugen, wenn überall die negativen, polemischen und absurden Wortmeldungen überwiegen? Dennoch hingehen. Weiß wählen - auch das ist eine Meinungsäußerung. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 2.1.2013)