St. Pölten - Wie der Spitzenkandidat des Team Stronach in Niederösterreich heißt, ist seit kurz vor Weihnachten bekannt: Parteigründer Frank Stronach geht selbst ins Rennen, im selben Atemzug erklärte der 80-Jährige allerdings, dass er nicht in den Landtag einziehen wird. Was die Frage nach den nachfolgenden Kandidaten umso spannender macht. Neben Ernest Gabmann junior, Sohn des gleichnamigen früheren schwarzen Vizelandeshauptmanns, soll Karin Prokop kandidieren, die ist wiederum die Tochter der verstorbenen Liese Prokop, die ebenfalls Stellvertreterin von Landeshauptmann Erwin Pröll (VP) war.

Offiziell unerreichbar

Prokop war in den letzten Wochen abgetaucht; auch mehrere Versuche des STANDARD, sie zu erreichen, blieben erfolglos. Gleichzeitig erhebt aber das Team Stronach schwere Vorwürfe gegen die niederösterreichische Volkspartei. Schwarze Funktionäre hätten Verwandte von Prokop, die Gemeinderätin in Maria Enzersdorf ist, aufgesucht und Druck ausgeübt, damit sie sich aus dem Team Stronach zurückziehe und nicht für die Landtagswahl im März kandidiere. "Es gab massivsten Druck", behauptet Walter Rettenmoser, Sprecher der Stronach-Partei in Niederösterreich, "die Verwandten von Karin sind in Niederösterreich berufstätig, die fürchten um ihre Zukunft." Rettenmoser: "Wir hätten nicht geglaubt, dass das in einer entwickelten Demokratie noch möglich ist, hier wird mit härtesten Bandagen gekämpft."

Das sei auch der Grund gewesen, warum Frank Stronach selbst in Niederösterreich als Spitzenkandidat antreten wird: Man habe Karin Prokop aus der Schusslinie der ÖVP nehmen wollen.

Prokop selbst will sich bis Mittwoch überlegen, ob sie überhaupt auf Stronachs Liste antreten wird. Sie habe die VP im Streit verlassen, heißt es: In Maria Enzersdorf im Bezirk Mödling sei ihr der Bürgermeistersessel zugesagt worden, die Stadtpartei habe ihr Wort aber nicht gehalten. Landesobfrau des Team Stronach in Niederösterreich ist Prokop jedenfalls, obwohl sie von der VP "drangsaliert" worden sei, wie Parteisprecher Rettenmoser sagt.
Offiziell unaufgeregt

Bei der VP versucht man offiziell, den Ball flachzuhalten, Aussagen zu einem möglichen Antreten Prokops gibt es nicht. Einzig Landesparteigeschäftsführer Gerhard Karner erklärte vor gut einer Woche, es gebe zahlreiche "Gesprächswünsche" vonseiten des Teams, aber keinen direkten Kontakt mit Stronach.

Hinter vorgehaltener Hand erzählt man sich freilich, Prokop sei "keine Teamplayerin" und wegen nachhaltiger Wickel aus der Ortspartei in Maria Enzersdorf geflogen. Gespräche zwischen ihr und der VP-Führungsriege dementierten hochrangige Schwarze im Gespräch mit dem STANDARD. Außerdem, so heißt es, gebe es Umfragen, in denen das Team Stronach bei drei bis dreieinhalb Prozent liege, also knapp unter der Hürde für den Einzug in den Landtag.

Eine echte Hürde könnten jedenfalls die Unterstützungserklärungen werden, die die Neopartei für die Landtagswahl sammeln muss: 50 beglaubigte Unterschriften in allen 21 niederösterreichischen Bezirken. Gelingt das nicht, dann können Stronach und Co nur in Teilen Niederösterreichs, nicht aber auf der Landesliste antreten. (Andrea Heigl Michael Völker, DER STANDARD, Printausgabe, 2.1.2013)