Wien - Die zweite Instanz muss erst entscheiden, ob das ORF-Fernsehen dem Gesetz entspricht. Da kursieren unter den Privatsendern schon Pläne, auch die Radioprogramme des Gebührenfunks prüfen zu lassen.

Die Medienbehörde entschied 2012, dass ORF 1 und ORF 2 Info, Kultur, Sport und Unterhaltung nicht in "angemessenem" Verhältnis zeigen. Der Bundeskommunikationssenat entscheidet darüber 2013. Folgt er der ersten Instanz, könnte es nach STANDARD-Infos mit einer Beschwerde über die Radioprogramme ernst werden. Wenn der Gesetzgeber die Passage nicht noch im Sinne des ORF ändert.

Am 1. April 2013 ist es 15 Jahre her, dass Privatradios in ganz Österreich senden dürfen. 1998 war die Republik mit der Zulassung Schlusslicht der westlichen Welt.

Dieser Spätstart mit einigen Hindernissen lässt die ORF-Radios auch 2012 noch 74 Prozent des Radiopublikums und 66 Prozent der Werbezielgruppe abdecken.

15 Jahre nach dem österreichweiten Radiostart könnte auch einer eine Lizenz für den umkämpften Wiener Markt bekommen, der seit Beginn da und dort mitfunkt: Die Medienbehörde hat die Wiener Frequenz 103,2, auf der Florian Novaks Lounge FM bisher mit wenigen Unterbrechungen mit kurzfristigen Eventlizenzen sendete, für zehn Jahre regulär ausgeschrieben. Das Land Wien hat der Behörde empfohlen, Lounge FM (mit dem SP-nahen Echo-Verlag an Bord) diese Lizenz zu erteilen.

Mit großen Ambitionen startete 1998 auch der heutige Österreich-Macher Wolfgang Fellner im Radio. Seine Antenne Wien versuchte, Ö3 frontal anzugreifen, mit überschaubarem Erfolg. 2013 könnte er nach STANDARD-Infos die Antenne näher an seiner Zeitung und seinem Webportal oe24.at positionieren und den Sender auf Ö24 umbenennen. Fellner äußerte sich dazu bisher auf Anfrage nicht.

Wenn der wegen seiner Personalpolitik zuletzt heftig kritisierte ORF-Radiodirektor Karl Amon 2013 nicht gerade Redakteure zum Einzelgespräch lädt, könnte er sich 2013 einer neuen Auszeichnung widmen: ORF und Privatradios basteln an einem Radiopreis nach dem Vorbild der deutschen Grimme-Preise. Wenn sie nicht die derzeit ventilierte Beschwerde über das ORF-Radioprogramm doch noch entzweit, könnte er 2014 erstmals vergeben werden.

Auch ohne die Radiobeschwerde wird die Medienbehörde KommAustria 2013 wieder Sonderschichten fahren: Ihre fünf Mitglieder sind auf fünf Jahre bestellt; eines ging kurz nach der Bestellung in Karenz und verlängerte inzwischen für das zweite Kind. Ersatz sieht das Gesetz nicht vor.

Die Behörde dürfte Anfang 2013 auch eine bisher ungewohnte Programmvielfalt über Antenne auf den Weg bringen: Die ORF-Sendertochter ORS will voraussichtlich im zweiten Quartal 2013 die neue Übertragungstechnologie DVB-T2 starten. Diese nächste Stufe digitalen terrestrischen Fernsehens soll HDTV und an die 30 Programme bescheren. Der heutige Standard DVB-T bleibt langfristig parallel in Betrieb, heißt es bei der ORS.

Mit der Zukunft des Fernsehens beschäftigt sich Ende Mai ein Kongress deutscher, Schweizer und österreichischer Medienbehörden, den die Rundfunk- und Telekomregulierung RTR erstmals nach Wien holte. Internationale Branchenexperten haben sich für diese "Euroreg" angekündigt.

Das Fernsehereignis 2012 organisierte Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz mit Felix Baumgartners Fall aus der Stratosphäre vor einem weltweiten Abermillionenpublikum.

Im Kino ist der Nebenerwerbsmedienunternehmer bescheidener unterwegs: Seine internationale Verschwörungsfiction Harodim, gefördert vom Land Niederösterreich, sahen in Österreich 1647 Menschen im Kino, europaweit sollen der Wert knapp fünfstellig sein. 2013 soll Mateschitz' Produktion Terra Mater zwei weitere Filme planen. (Harald Fidler, DER STANDARD, 31.12.2012/1.1.2013)