Über 3.000 Meter unter diesen Zelten liegt der Ellsworth-See. Britische Forscher wollen daraus Sediment- und Wasserproben entnehmen, doch technische Probleme verzögern  das Vorhaben.

Foto: The Subglacial Lake Ellsworth Consortium

Wien/Mondsee - Offenbar ist es eine kompliziertere Angelegenheit, sich durch Eis zu bohren als man annehmen möchte, vor allem wenn es darum geht, keine chemische oder biologische Kontaminierung zu riskieren: Der mit Spannung erwartete Durchstich zu dem über 3.000 Meter unter dem antarktischen Eispanzer liegenden Ellsworth-See wird in diesem antarktischen Sommer nicht mehr gelingen. Technische Probleme verhindern, dass das britische Forscherteam mit seiner Heißwasser-Bohrung ans Ziel kommt. Hätte man den See erreicht, wäre auch österreichisches Know-how zum Einsatz gekommen. Ein Sedimentbohrkern der Mondseer Firma UWITEC hätte Proben vom Grund nehmen sollen.

Um nach Spuren von Leben zu suchen und Erkenntnisse über die klimatische Entwicklung zu gewinnen, wollten die Wissenschafter des Forschungskonsortiums British Antarctic Survey (BAS) zu dem See in der Westantarktis vordringen, von dem angenommen wird, dass er seit mindestens 500.000 Jahren von der Umwelt isoliert ist. Nach 16-jähriger Vorbereitungszeit begannen vor wenigen Wochen die Arbeiten, doch schon am 15. Dezember musste die Bohrung wegen Problemen mit dem Hauptboiler, der das sterile Wasser für die Bohrung auf 90 Grad erhitzt, vorerst abgebrochen werden.

Nachdem der Fehler durch ein eigens eingeflogenes Ersatzteil behoben werden konnte und die Arbeiten im Laufe des vergangenen Wochenendes gut voran gingen, entschieden sich die Forscher am Weihnachtsabend dazu, die Anstrengungen nun doch endgültig einzustellen.

Technische Probleme

In einer ersten Bohrung konnten die Forscher 300 Meter tief ins Eis vordringen. Dort sollte eine Wärmekammer aus flüssigem heißen Wasser entstehen. Das zwei Meter entfernte Hauptbohrloch sollte durch diese Kammer und dann weiter bis zum See führen. Aus bisher unbekannten Gründen konnte das Team jedoch mit dieser Bohrung nicht zu der Kammer vordringen. Bei dem Versuch kam es zum Verlust von Heißwasser, den die Forscher nicht kompensieren konnten. Da durch die zeitlichen Verzögerungen die Kerosinvorräte zu schnell aufgebraucht wurden, entschied man sich für den Abbruch, so die Mitteilung.

Es sei natürlich sehr frustrierend, man habe aber in diesem Jahr viel gelernt, erklärt der Forschungsleiter Martin Siegert von der Universität of Bristol. Man werde nun analysieren, wie das wissenschaftliche Großprojekt weitergehen soll, er bleibe aber optimistisch, dass man dem Ellsworth-See in den kommenden Jahren seine Geheimnisse entlocken wird können, so der Forscher. (APA/red, derStandard.at, 27.12.2012)