Burnout bei Politikern ist häufig, wird aber fast nie zugegeben. Der oberösterreichische Grüne Rudi Anschober (Regierungsmitglied in einer schwarz-grünen Koalition) hat seinen Zustand einbekannt und eine dreimonatige Auszeit genommen.

Kommenden Montag will er wieder im Amt sein und sich selbst testen: "Die kommenden drei Wochen werden aus diesem Grund eine Phase der Wiedereinarbeitung, der Abklärung der notwendigen Veränderungen meiner aktuellen Arbeitssituation sowie meiner Belastbarkeit sein." Und wenn es nicht funktioniert, so heißt das im Klartext, dann war's das dann. Es spricht für die Grünen, dass von ihnen der erste Politiker kommt, der seine (zeitweilige) Überforderung zugibt.

Der Rest versucht das meistens mit Alkohol, rasendem Leerlauf bei vollem Terminkalender und sogenannten "Erkältungen", bestenfalls "Kreislaufschwächen" zu überspielen. "Burnout" (ein weitgespanntes Krankheitsbild von der stressbedingten Erschöpfung bis zur ausgewachsenen Depression) betrifft beileibe nicht nur Politiker oder andere Personen in Führungsfunktionen, sondern tritt auch (oder: gerade) bei "normalen" Beschäftigten auf. Eine öffentliche Figur wie Anschober hat aber zweifachen Signalcharakter: weil er als Erster öffentlich dazu gestanden ist und weil man sehen wird, ob ihm - und vielleicht anderen - eine andere, entschleunigte, selbstbestimmtere Form der Politik gelingt. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 27.12.2012)