Bild nicht mehr verfügbar.

Hühnermist aus Massentierhaltung ist in Vorarlberg verpönt, seit er in Verdacht steht, dem Bergkäse nicht gutzutun.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Bregenz - Bergkäse, der ausschaut wie Emmentaler und auch sonst nicht den Qualitätskriterien entspricht, löste in Vorarlberg eine veritable Diskussion über Dünger und Co aus. Denn als Käseschädiger steht importierter Hühnerdünger aus Massentierhaltung unter Verdacht. Die Landwirtschaft soll künftig transparenter arbeiten, die Importe von Heu und Mist werden bald Vergangenheit sein.

Weil man das Premiumprodukt der Milchwirtschaft nicht gefährden will, wurde die Aufbringung von Hühnermist jenseits des Arlbergs verboten. Ob tatsächlich der Mistimport am schlechten Bergkäse schuld war, steht noch nicht fest. Die Ergebnisse der chemischen Analyse wurden noch nicht veröffentlicht.

Die Düngung mit dem importierten Mist passt nicht ins Werbekonzept einer Landwirtschaftspolitik, die "Ökoland" und regionale Produktion propagiert, kritisieren nicht nur die Grünen, auch Umwelt- und Landwirtschaftslandesrat Erich Schwärzler (ÖVP) pocht auf Kreislaufwirtschaft.

Keine Verbote von Mistimporten

Legal wäre die Düngung aber, wie aus dem Bundesamt für Ernährungssicherheit verlautet. Denn das direkte Ausbringen organischer Dünger durch Landwirte sei kein "Inverkehrbringen" und müsse deshalb auch nicht kontrolliert werden.

Weder in den Richtlinien der Heumilch-Marketingorganisation oder der Ama finden sich Verbote von Mistimporten. Auch das Öpul-Förderprogramm "Umweltgerechte Bewirtschaftung von Acker- und Grünlandflächen" schließt organischen Importdünger nicht aus. Das betont Landesrat Erich Schwärzler in seiner Anfragebeantwortung an Grünen-Klubobmann Johannes Rauch. Hühnertrockendünger brauche im Gegensatz zu frischem Hühnermist keine Genehmigung des Gesundheitsministeriums und keine Veterinärbescheinigung.

Der im Bregenzerwald verstreute Mist stamme aus Baden-Württemberg und Italien, schreibt Schwärzler, ob er mit Antibiotika belastet sei, könne er nicht sagen. Er könne auch nicht ausschließen, dass der Mist gentechnisch veränderte Bestandteile enthalten hat, muss der Landesrat zugeben. Schwärzlers Fazit: "Wir brauchen keinen ausländischen Mist."

Mist, Klärschlamm und Heu

Nicht nur der Hühnermist ist auf den Vorarlberger Weiden unerwünscht. Auch über die Sinnhaftigkeit von Heuimporten wird im Landhaus nachgedacht. Der Import und Transit von Heu aus Nachbarstaaten ist dort üblich, wo der Boden knapp, der Viehbestand zu hoch und der Geschäftssinn groß ist.

Die Diskussion um den Hühnermist habe einen wichtigen Anstoß bewirkt, sagt der Leiter der Lebensmittelkontrolle, Bernhard Zainer: "Nun muss es aber in die richtige Richtung gehen." Heu, Mais und andere Stoffströme zu analysieren sei wichtig, ein Verbot von Klärschlamm-Kompost, das diskutiert wird, hält der Veterinär aber für wenig sinnvoll: "Was wir verursachen, müssen wir auch wiederverwerten. Die Alternative wäre Verbrennen oder Export. Und das wird man ja nicht wirklich wollen."

Vorarlberg hat nach Tirol den niedrigsten Düngerverbrauch. Am meisten gedüngt wird in Ländern mit Intensivlandwirtschaft wie Niederösterreich. (Jutta Berger, DER STANDARD, 27.12.2012)