Gehrer: "Ab nächstes Jahr gibt es zusätzlich 72 Millionen Euro für Bildungsinvestitionen. Für die wirklich Guten und Tüchtigen können wir projektbezogen Unterstützungen geben: Ich mache kein Gießkannenprinzip mehr."

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Mehr Geld für außergewöhnliche Bildungsprojekte und weniger Gießkannenprinzip verspricht Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (VP). Ab Herbst soll diskutiert werden, ob die Schulferien richtig verteilt sind. Mit Gehrer sprach Martina Salomon.

Standard: Sie scheinen zurzeit eine ungeliebte Person an Schulen und Unis zu sein. Was können Sie Ihren Kritikern außer Sparen in Aussicht stellen?

Gehrer: Das Schulbudget steht auf einer soliden Basis. Es wird heuer 150 zusätzliche Dienstposten - allein in Wien 80 - für die steigenden Schülerzahlen im Bundesschulbereich geben.

Standard: Und im Pflichtschulbereich?

Gehrer: Da gibt es weniger, weil es seit 2000 um 13.000 Pflichtschüler weniger gibt. Offenbar wird aber von jenen, die nicht wollen, dass die Regierung Erfolge hat, alles negativ dargestellt. Dadurch entsteht ein Eindruck, als würde alles immer schlechter werden. Wo hat es zum Beispiel in der Lehrverpflichtung eine Verschlechterung gegeben?

Standard: Ein Klassenvorstand muss jetzt aber mehr arbeiten.

Gehrer: Moment mal! Mir hat damals die Gewerkschaft gesagt, dass Lehrer lieber eine finanzielle Abgeltung als Abschlagsstunden haben wollen.

Standard: Die Universitäten beklagen akuten Geldmangel und haben sogar Probleme, Gastvortragende zu bezahlen.

Gehrer: Wir sind jetzt in einer Übergangsphase. Das heurige Budget ist enger, weil wie bei allen anderen Budgets die Gehaltserhöhungen 2003 nicht dazugekommen sind. Aber die Universitäten haben die Möglichkeiten, in einer Globalbudgetierung selbstständig Schwerpunkte zu setzen. Sie haben zweitens 28 Millionen Euro an Rücklagen, die sie auflösen können. Sie haben drittens 30 Millionen Euro für Forschung auf der hohen Kante, die der Rat für Forschung und Technologieentwicklung schon ausbezahlt hat. Außerdem habe ich die Zusage gegeben, dass die Implementierungskosten des Universitätsgesetzes im Herbst bezahlt werden. Nächstes Jahr haben die Universitäten ein Superbudget, wo alle Gehaltserhöhungen dabei sind. Auch 2005 und 2006 wird nichts gekürzt.

Standard: Trotzdem sind Sie dort eine Persona non grata.

Gehrer: Das grenzt manchmal wirklich an Mobbing. Wenn ich aber persönlich mit Leuten rede, gibt es eigentlich ungeheuer viel Verständnis und Zustimmung.

Standard: Die typisch österreichische Feigheit?

Gehrer: Nein, das glaube ich nicht. Wenn ich denen die Gründe erkläre, dann ist plötzlich eine völlig andere Stimmung da. Das habe ich auch gerade vor Lehrern in der Steiermark erlebt. Ab nächstes Jahr gibt es zusätzlich 72 Millionen Euro für Bildungsinvestitionen. Für die wirklich Guten und Tüchtigen können wir projektbezogen Unterstützungen geben: Ich mache kein Gießkannenprinzip mehr.

Standard: Sie müssten also einfach mehr vor Ort an Schule und Uni sein?

Gehrer: Dafür habe ich im Schulbereich regionale Bildungsmanager - Landesschulratspräsidenten, Landes- und Bezirksschulinspektoren. Das sage ich jetzt ganz ernsthaft: Wenn die nicht in der Lage sind, motivierend Weiterentwicklungen rüberzubringen, dann brauche ich sie alle nicht. Wir haben jetzt einen verlässlichen Rahmen. Innerhalb dessen muss man sich aber trotzdem neuen Entwicklungen stellen.

Standard: Die Einführung der Stundenreduktion ist allerdings von vielen Beteiligten als chaotisch empfunden worden.

Gehrer: Es gibt auch in Unternehmen Änderungen, die halt schnell und plötzlich erfolgen. Ich gebe zu, dass das letzte Jahr mühsam war.

Standard: Ist die Auflösung der Landesschulräte denkbar?

Gehrer: Nein, ich will auf keinen Fall einen neuen Zentralismus.

Standard: Wird es noch eine Schulferiendiskussion geben?

Gehrer: Die wird es sicher im Herbst geben. Viele sind überzeugt, dass die Ferien in Österreich nicht gut verteilt sind. Damit werde ich Fachleute, unter anderem Entwicklungspsychologen, befassen. Es darf aber nicht zu verschiedenen Ferien verschiedener Schularten kommen. Bei den schulautonomen Tagen wird es eine Evaluierung geben, wofür die verwendet werden. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.7.2003)