Sanaa/Wien/Helsinki - Der im Jemen gemeinsam mit zwei Finnen am Freitag entführte Österreicher soll Opfer jemenitischer Stämme geworden sein. Dies gab am Montag ein Sprecher des jemenitischen Innenministeriums bekannt.

Die Entführten sollen demnach in dem Ort Khawlan rund 20 Kilometer westlich von Sanaa festgehalten werden. Der 26-jährige Österreicher und seine finnischen Begleiter waren am Freitag in einem Geschäft in der Altstadt von Sanaa von Bewaffneten überfallen und fortgebracht worden. Entführungen dieser Art geschehen immer wieder im Jemen.

Auch Terrorexperte Amer al-Bayati (Albayati) geht davon aus. Das Terrornetzwerk Al-Kaida trage eine andere, gewaltvollere Handschrift, daher vermute er "eher" jemenitische Stämme dahinter, so Al-Bayati. Im Jemen gebe es eine "Rekordzahl von Entführungen", mit denen Druck auf die Regierung, für die Erfüllung bestimmter Anliegen, ausgeübt werde.

Selbst um die Renovierung einer Schule durchzusetzen, sei bereits zu diesem Mittel gegriffen worden. Laut dem Direktor des Spracheninstituts Cales (Center of Arabic Language and Eastern Studies) in Sanaa, wo der Österreicher sowie der Finne, einen Sprachkurs absolviert haben sollen, habe der Österreicher - kurz vor seiner Entführung - bereits Vorkehrungen für seine Heimreise für die Weihnachtsfeiertage getroffen, sagte Al-Bayati, der auch Präsident der ILMÖ (Initiative Liberaler Muslime in Österreich) ist.

Die Nachrichtenagentur AFP hatte dagegen unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet, dass die Sicherheitsbehörden die Al-Kaida hinter der Tat vermuteten. Demnach habe das Terrornetzwerk vor einigen Tagen gedroht, Ausländer zu entführen, um die Freilassung von inhaftierten Mitgliedern zu erwirken.

Bis dato gibt es über die Hintergründe zu der Entführung des 26-jährigen Österreichers und der beiden Finnen, ein Mann und eine Frau, keine genauen Informationen. Das Außenamt in Wien stehe im laufenden Kontakt mit den Behörden in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa sowie dem jemenitischen Botschafter in Wien, teilte das Ministerium mit. (APA, 24.12.2012)