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Der rasante Temperaturanstieg in der Zentralregion der Westantarktis führt in weiterer Folge zueiner Beschleunigung der Gletscherflüsse, Abbrüchen vom Schelfeis und verstärktem Schmelzen von Meereis.

Foto: APA/British Antarctic Survey, Chris Gilbert

London  - Der Westteil der Antarktis hat Wissenschafter überrascht: Die Region erwärmt sich viel stärker als bisher angenommen wurde. Mit einem Temperaturanstieg von 2,4 Grad seit 1958 gehöre die Zentralregion der Westantarktis sogar zu den Gebieten auf der Erde, die am schnellsten wärmer werden, berichten Polarforscher in der britischen Fachzeitschrift "Nature Geoscience". Die Temperatur klettert dort demnach dreimal rascher als im globalen Durchschnitt und doppelt so schnell als urspünglich angenommen.

Grundlage der Berechnungen sind Temperaturmessungen der amerikanischen Byrd-Station, die sich auf 1.530 Metern über dem Meeresspiegel mitten auf dem westantarktischen Festlandeis befindet. Diese Daten sind aber lückenhaft, da die Station nur von 1958 bis 1975 ständig besetzt war. Daher galten sie bisher als zu unsicher für längerfristige Trends, wie eine Gruppe um David Bromwich von der Ohio State University in Columbus (USA) berichtet.

Berechnungen schlossen Datenlücken

Von 1980 an gab es nur zum Teil Daten einer automatischen Wetterstation, weil beispielsweise deren Solarzellen im antarktischem Winter keinen Strom lieferten. 2005 wurde die Station ganz geschlossen. Das Bromwich-Team nutzte nun Wetterdaten anderer zumeist über die Küstenregionen der Antarktis verteilter Stationen und berechnete so die mit großer Wahrscheinlichkeit in der Byrd-Region herrschenden Temperaturen. Damit konnte es die Datenlücken schließen und eine langfristige Temperaturkurve für die Inlandregion erstellen.

Da in der hoch gelegenen Byrd-Region auch im Sommer eine mittlere Temperatur von minus zehn Grad herrsche, führe die Erwärmung nicht unmittelbare dazu, dass größerer Eismassen schmelzen, betonte Bromwich. Dies begründe aber Sorgen um die Stabilität des Meereises an der Küste und des benachbarten Ross-Eisschilds, schreiben die Forscher. Schon geringe Erhöhungen der Temperaturen führe dort zu einer Beschleunigung der Gletscherflüsse, Abbrüchen vom Schelfeis und verstärktem Schmelzen von Meereis. Auch Gletscher der angrenzenden Antarktischen Halbinsel schmelzen älteren Studien zufolge rasch. (APA/red, derStandard.at, 25.12.2012)