Grafik: Wem die Österreicher glauben.

Grafik: Der Standard

91 Prozent glauben an das Christkind.

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Hat die katholische Kirche für die Menschen in unserer Zeit die richtige Antwort? Diese Gewissensfrage stellt das Market-Institut in regelmäßigen Abständen repräsentativ ausgewählten Wahlberechtigten. Und die Antwort lautet seit Jahren mit überwältigender Mehrheit: Nein, das hat sie gar nicht. Derzeit sagen das 41 Prozent, weitere 43 Prozent sagen, dass die Kirche "eher weniger" richtige Antworten hätte. Dem stehen sieben Prozent gegenüber, die ganz bestimmt die richtige Lebensberatung in der Kirche finden und weitere fünf Prozent, die das eher schon tun.

Überraschend: Es sind nicht nur ältere und wenig gebildete Menschen, die ihr Heil in der Kirche suchen - auch auffallend viele Wähler der Freiheitlichen tun das. Auf die Politik selbst hat das aber wenig Einfluss: 55 Prozent der Wahlberechtigten beobachten, dass sich die Politik heute weniger als noch vor zehn Jahren um die Meinung der Kirche kümmert, sogar 76 Prozent meinen, dass sich die österreichische Bevölkerung immer weniger von den kirchlichen Lehren beeindrucken lässt.

Aber wo finden die Österreicherinnen und Österreicher Orientierung in Glaubensfragen? Obwohl sich 16 Prozent als "in der Kirche engagiert" und weitere 45 Prozent als "Taufscheinkatholiken" bezeichnen, hat der Papst einen schweren Stand: Nur 25 Prozent halten Benedikt XVI. für einen " vertrauenswürdigen Vermittler von Inhalten, die für das Leben wichtig sind" - der initiative Pfarrer Helmut Schüller und der Wiener Erzbischof sind da deutlich wichtiger, am bedeutendsten ist allerdings der Dalai Lama, dem zwei Drittel zu folgen bereit sind.

Der Meinung, dass Papst Benedikt modernere Ansichten als sein Vorgänger Johannes Paul II. vertrete, können sich auch nur zwei Prozent völlig und zehn Prozent teilweise anschließen. Der Vergleich zu einer STANDARD-Umfrage vor zwei Jahren zeigt: Der Heilige Vater wird heute in Österreich als konservativer erlebt als 2010.

Weitere Kernpunkte der aktuellen Umfrage:

  • 48 Prozent werfen der Kirche vor, dass sie zu wenig auf die Gläubigen höre - was besonders jene beklagen, die sich nur als Taufscheinkatholiken bezeichnen oder gar bereits ausgetreten sind.
  • Nur jeder 20. Befragte meint, dass die Kirche die Sorgen der Armen kennt - vor zwei Jahren noch sagte das immerhin jeder Zehnte.
  • Der Aussage, dass die Kirche in schweren Zeiten besondere Bedeutung habe, stimmten vor zwei Jahren noch 17 Prozent völlig und weitere 34 Prozent teilweise zu. Inzwischen sind die Werte auf elf Prozent völlig und 23 Prozent teilweise zurückgefallen. Ähnlich deutlich ist die Zahl der regelmäßigen Kirchgänger gesunken: Nur sechs Prozent sagen, dass sie regelmäßig in eine Kirche gehen, weitere neun Prozent tun das immerhin häufig - aber eben deutlich seltener als noch vor zwei Jahren. Und nur jeder 50. Befragte stimmt völlig mit der Aussage überein, dass die Kirche vertritt, was Gott von den Menschen will.
  • Daraus könnte man die weitere Aussage schließen: Die Kirche hat heute nur noch historische Bedeutung. Tatsächlich schließen sich dieser Meinung 26 Prozent völlig und 24 Prozent teilweise an. Auffallend ist hier aber: Es sind gerade junge Menschen, die dieser Sicht deutlich widersprechen. Unter den ÖVP-Wählern widerspricht überhaupt jeder Zweite.

Und was hat das mit Weihnachten zu tun? Immerhin lehnen 76 Prozent die Aussage ab, das Fest habe keine religiöse Relevanz.

Weihmachten fast so wichtig wie Geburtstag

DER STANDARD ließ außerdem 418 repräsentativ ausgewählte österreichische Wahlberechtigte fragen welches für sie die Höhepunkte des Jahres sinid.  Die Antwort: Weihnachten und der eigene Geburtstag werden von 91 beziehungsweise 90 Prozent der Erwachsenen als bedeutender Anlass zum Feiern gesehen. Ostern folgt mit 77, der Hochzeitstag (der klarerweise vor allem von Menschen mit Partner gefeiert wird) mit 61 sowie Nikolo und Nationalfeiertag mit 31 und 30 Prozent. Der (von Katholiken gefeierte) Namenstag und der Tag der Arbeit kommen auf je 12 Prozent, die Sommersonnenwende nennen zehn, den Reformationstag drei und den Ramadan ein Prozent. Das jüdische Chanukka-Fest feiert nicht einmal jeder hundertste Befragte. Das zeigt auch die Grafik links: Hier dominiert die katholische Kirche deutlich, wenn auch mit klaren Abstufungen. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 24.12.2012)