Weihnachten, das Fest der Liebe, haben wir hinter uns und Silvester mit seinem Hang zu guten Vorsätzen auch bald. Das Halbe-halbe-Patchwork-Christkind hat tatsächlich ganze Arbeit geleistet und kam gleich zweimal, nämlich am 23. und am 24.12. Liebe und gute Vorsätze also. Oh ja, die braucht es. Sowieso immer und für alles und alle Beziehungen. Zu den Partnern, Kindern, den Eltern, Arbeitskollegen und Freunden. Liebe und gute Vorsätze braucht es auch für die Zeit danach.

Nach einer Beziehung nämlich. In Maßen, versteht sich. Denn hat man sich erst einmal auf einen Scheidungsvergleich (hoffentlich), eine gerechte Kinderaufteilung (klingt schrecklich, Besuchsrecht noch schrecklicher), die Alimente, die Verteilung der Besitztümer (glücklicher sind zumindest in diesem Punkt die Besitzlosen) geeinigt, sind noch längst nicht alle Hühnchen gerupft.

Wer bekommt das digitale Fotoarchiv eines ganzen Familienlebens, das meist nur auf einem Computer gespeichert ist? Wer das Hochzeitsalbum - gebunden? Und wer will das überhaupt noch? Wem gehören ab sofort welche der einem lieb gewordenen Traditionen? Die traditionelle Runde beim Schifahren? Das Ostereier-Suchen? Wem bleiben Mallorca, Kreta oder Sardinien? Das Hotel mit dem wunderbaren Ausblick auf die Adria-Bucht? Die Autofahrten ins Salzkammergut, auf denen ewig gestritten wurde?

So ein Leben und Überleben in Großfamilienverbänden generiert Jubiläen, Hochzeiten (goldene!), Taufen oder Adventlieder-Singen. Eine ewig wiederkehrende Routine, Running Gags und Kollissionen inklusive. Wer bekommt weiterhin Weihnachtspost? Wer übernimmt ab nun den Kindergeburtstag? Wer die Nikolausfeier bei den Freunden? Überhaupt: Wem bleiben welche Freunde?

"Wir sind auch ein bisschen wie Scheidungskinder", sagt eine Freundin. Und sie hat Recht. Tja, wem bleiben bei alldem welche Erinnerungen? Auch interessant. Und was ist mit den offenen Rechnungen? Den alten Wunden. Wer bekommt am Ende das schlechte Gewissen? Tja. Liebe und gute Vorsätze. Das hilft meistens. Und ein bisschen Nachsicht. Mit sich und den anderen. (Mia Eidlhuber, derStandard.at, 30.12.2012)