Im 250 PS starken Focus ST kommen Kindheitserinnerungen hoch. Ohne übermäßigen Protz stellt Ford einen alltagstauglichen Sportler auf die Räder

Es waren richtig räudige Bubenträume. Erst war es Papas Hundeknochen-Escort, dann der biedere Taunus, um den sich diese Fantasien drehten. Die biederen Schüsseln mit einem richtig starken Motor aufbauen und dann den Heckspoilern, Fuchsschwänzen und den richtigen Sportwagen zeigen, wie schnell die fahrende Schuhschachtel sein kann. Von außen darf man es nicht gleich sehen.

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Dass dieser Traum noch immer lebt, davon zeugt die Nervosität, als die Schlüssel des Ford Focus in der Version ST in die eigene Hand wechseln. Er verkörpert serienmäßig, was ewig unvorstellbar war. 250 PS in einem fast normalen Mittelklassewagen.

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Erst wenn er sich formatfüllend im Rückspiegel breitmacht, sieht man die mächtigen Lufteinlässe - Momente später schon die hexagonal geformten Enden des Doppelrohrauspuffs.

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Am Abgastrakt haben aber nicht nur Designer und Techniker Hand angelegt, auch die Soundingenieure haben sich intensiv damit gespielt. So klingt der Focus ST kräftig, ohne prollig laut zu sein.

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Innen ist der Klang sogar noch aufregender, weil Ford darauf geachtet hat, dass auch das Ansauggeräusch hinterm Volant gut zu hören ist. Da fährt einem die Gänsehaut auf, jedes Mal wenn der Turbo seinen Dienst antritt.

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Der Lader spricht früh an und bläst den zwei Liter großen Alublock mit vier Zylindern zum Spaßmotor auf. Ja, der Fünfzylinder im Vorgänger klang auch gut, bleibt aber sonst hinter dem Vierzylinder: 25 PS mehr Leistung, 20 Prozent weniger Verbrauch.

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Seine Trümpfe spielt der Focus ST aber auf der Bergstraße aus. Knackiges Fahrwerk, sportlicher Motor und die elektronisch geregelte Differenzialsperre machen ihn zum Kurvenräuber. Nur eine mechanische Sperre mit Revo Knuckle, wie wir es vom Focus RS kennen, wären noch besser.

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Gegen die Antriebskräfte, die an der Lenkung zerren, arbeitet das TSC (Torque Steer Compensation). Ganz bekommt aber auch dieses System die Reißerei nicht aus dem Lenkrad. Wenn die 360 Newtonmeter an den Vorderrädern zerren, stößt auch die elektronisch geregelte Physik an ihre Grenzen.

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Was der Ford Focus ST aber deutlich aufzeigt: Wir werden zwar älter - aber nicht gescheiter. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 21.12.2012)

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