Sehr brav im Verbrauch, aber doch 195 Diesel-PS: Opel Insignia Sports Tourer mit einer BiTurbo-Aufladung

Bei Opel könnte man ja dazu weinen. Die öffentliche Demontage der Marke durch den Eigentümer ist ein Jammer, das haben sich die Rüsselsheimer oder wo sie auch sitzen, in Wien etwa in Aspern, nicht verdient. Mit Opel ging es ja auf und ab, das Image war durchaus wechselhaft, aber als solide galten die Autos eigentlich immer.

Foto: der standard/fischer

Und Opel baut tatsächlich gute Autos. Manche finden den Mokka gut, auch wenn der in Südkorea produziert wird, aber es gibt Hoffnung, der Kleinwagen könnte auch in Europa vom Band laufen. Wir finden den Insignia gut. Damit stehen wir freilich nicht alleine da, die Qualitäten des Wagens sind ja unbestritten.

Foto: opel

Für den Test wurde ein Sports Tourer ausgegeben, also Kombi mit schnittiger Figur, Diesel, zwei Liter Hubraum, zwei Turbolader, 195 PS. Eines von insgesamt vier verfügbaren Dieselaggregaten, das stärkste. Verfügbar sind auch noch 110, 130 und 160 PS. Die Sportlichkeit ist für den ambitionierten Fahrer im Diesel-Insignia aber eher eine theoretische Frage.

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Die Herausforderung ist weniger die Sportlichkeit als die Effizienz. Es geht in erster Linie um die Verbrauchswerte. Gerade in Österreich, wo die Leute so Diesel-narrisch sind, kommt diesem Antrieb und seiner Wirtschaftlichkeit besondere Bedeutung zu.

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Opel hat in der Neuauflage des Insignia den Verbrauch noch einmal verringert, den Ausstoß an Stickoxiden und Rußpartikeln gesenkt, die Vibrationen verringert, die Lärmkulisse noch einmal gedämpft. Es wird weniger genagelt.

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Zwei unterschiedlich große Turbolader sorgen in diesem Modell dafür, dass jeweils auch genügend Leistung vorhanden ist. Das BiTurbo-Prinzip stellt klar, dass sowohl bei niedrigen Drehzahlen rasch Drehmoment aufgebaut wird, also fast unmittelbar nach dem Standgas, als auch bei hohen Drehzahlen noch kräftig Leistung entfaltet wird.

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Besonders clever ist die separate Kühlung der beiden Turbolader - das ist aber schon ein Fall für das Techniklexikon. Insgesamt ergibt das einen ordentlichen Durchzug ohne Turboloch über nahezu den gesamten Drehzahlbereich. Damit werden die Vierzylinder-Motoren effizient aufgeladen, wo andere Hersteller in diesem Leistungsspektrum schon auf einen Sechszylinder setzen würden.

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Dazu noch Arbeiten an der Aerodynamik, an der Abstimmung der Gänge, da wurde an vielen Rädern gedreht, an großen und kleinen. Ergibt in Summe: knapp über fünf Liter Verbrauch, zumindest auf dem Papier. In der Praxis ist es etwas mehr, aber bei 195 PS ist das immer noch eingezeichnetes Verhältnis zwischen Leistung und Verbrauch.

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Und die schlechten Dieseleigenschaften vor allem auf der akustischen Seite wurden doch einigermaßen in den Griff bekommen, auch wenn das im Sommer noch leiser klingen mag als bei den tiefen Temperaturen der jetzigen Jahreszeit. Was bei der Akustik noch auffällt: Das Fehlen des Turbopfeifens.

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8,9 Sekunden auf hundert, 225 km/h Spitze, das sind für die eiligen Opel-Kunden erfreuliche Werte. Das ist dramatischer, als man ahnen möchte.

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Den BiTurbo gibt es mit einer Sechs-Gang-Schaltung zum Selberschlichten oder auch mit einer Automatik, wer auf Nummer sicher auch im Winter setzen mag, der wird mit einem Allradantrieb gut bedient. Die Preise sind durchaus auf der anständigen Seite, die Liste mit den Extras ist verlockend und lang. (Michael Völker, DER STANDARD, 21.12.2012)

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