Sie würde keineswegs zu wenige Grundstücke widmen und damit hohe Wohnpreise mitverursachen, betont Planungsstadträtin Vassilakou. Wenn es sein muss, mit dem Zeigefinger.

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Wien - Mit ihrem Vorstoß, Mietobergrenzen einzuführen, hat es angefangen - jetzt muss sich die grüne Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou mit dem Vorwurf konfrontiert sehen, sie selbst verursache steigende Wohnungspreise. Zuletzt hielt ihr Herbert Ludl, Chef der Sozialbau AG, im STANDARD vor, sie würde zu wenige Grundstücke widmen. 

"Das ist nicht wahr", wehrt sich Vassilakou und rechnet vor: "Bis 2015 haben wir potenzielle 35.000 Wohnungen in der Pipeline, die umgewidmet werden könnten. Gut die Hälfte davon sind unstrittig." Aktuell werden rund 5000 Wohnungswidmungen zur Freigabe bearbeitet. In diesem Jahr seien mindestens 7.000 Wohneinheiten gewidmet worden. "2013 wird ein sehr üppiges Jahr. Die Gerüchte, wir haben einen Engpass, ist ein Schlechtreden der ausgezeichneten Lage Wiens", sagt Vassilakou. Allerdings befürworte sie es, die Diskussion jetzt zu führen. 

Verantwortet würden die Widmungen nicht alleine von ihrem Ressort Stadtplanung, sondern seien ein Zusammenspiel von Schul- über Umwelt- und Wohnbauressort. "Mir zu sagen, ich soll auf die Tube drücken, macht keinen Sinn. Wir entscheiden die Prioritäten gemeinsam - das Tempo ist nun mal in erster Linie abhängig von den finanziellen Mitteln für Infrastruktur", sagt Vassilakou. Dazu kommt noch, dass etwa im 23. Bezirk der rote Bezirksvorsteher explizit bittet, dass statt der vorgesehenen 3000 Wohnungen nur ein Drittel realisiert werden. Vassilakou: "Neben den Infrastrukturkosten ist der politische Abstimmungsprozess ein bestimmender Faktor für Widmungen und kostet auch seine Zeit."

Großer Bedarf

Im Schnitt werden in Wien jährlich rund 6.000 geförderte Wohnungen benötigt, etwa 1.500 kommen noch aus dem frei finanzierten Bereich dazu. Weil Wien jährlich um 20.000 und mehr Bewohner anwächst, ist der Bedarf nach neuen Wohnungen vorhanden. 

Fast 60 Prozent der Wiener wohnen in geförderten Wohnungen. "Das Problem sind die Neuvermietungen von Altbauten", wiederholt Vassilakou die grüne Forderung nach einer Überarbeitung des Richtwertsystems. Denn noch können auf den Richtwertmietzins, der in Wien derzeit 5,16 Euro pro m² beträgt, Zuschläge addiert werden, die nicht immer transparent oder nachvollziehbar sind. Und so kommen Preise um die zwölf bis 14 Euro pro Quadratmeter zusammen. 

"Über den Zeitraum von zehn Jahren sind die Altbaumieten um fast 60 Prozent gestiegen - das ist nicht nur ein Problem in Wien, sondern in allen größeren Städten Österreichs", sagt Vassilakou. Baugründe sind im gleichen Zeitraum sogar um bis zu 70 Prozent gestiegen - angetrieben durch Spekulationen verursache das höhere Preise. "Es muss keine Traumrendite von acht Prozent geben", argumentiert Vassilakou. Zudem sollen große Widmungen für Investoren an die Mitfinanzierung von städtebaulichen Maßnahmen gekoppelt werden. (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 21.12.2012)