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"Wenn man Misserfolg haben will, muss man nur oft genug das Personal wechseln", sagt Rapids neuer Sportdirektor.

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Helmut Schulte wird durch die heiligen Hallen geführt.

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Wien - "Ein Anspruchsdenken wie Bayern, Tradition und Leidenschaft wie Schalke 04, dabei ein Etat wie St. Pauli." Helmut Schulte, am Donnerstag offiziell präsentierter neuer Sportdirektor, glaubt zu wissen, was bei Rapid auf ihn zukommt. Präsident Rudolf Edlinger lobte jedenfalls sowohl die "Bestimmtheit" als auch das Konzept des 55-jährigen Deutschen: "Er ist eine gute Wahl."

Schulte, der mit einem Einjahresvertrag ausgestattet wurde, der laut Edlinger "automatisch in ein unbefristetes Verhältnis übergeht", will sich vorerst noch im Hintergrund halten. "Ich werde jetzt einmal zuschauen und zuhören und dann Entscheidungen treffen. Ich kann jetzt aber nicht sagen, was wir in der nächsten Zeit tun werden." Allfällige Wintertransfers fallen offensichtlich noch nicht in Schultes Verantwortung. Er hat drei Spiele von Rapid und dabei "eine gute, junge, talentierte Mannschaft gesehen". Ganz allgemein sei er jedenfalls "kein Freund vieler Transfers, sondern von Kontinuität. Wenn man Misserfolg haben will, muss man nur oft genug das Personal wechseln."

"Er weiß, wovon er spricht", sagte Edlinger, der mit zwölf nationalen und internationalen Kandidaten verhandelt hat. "Er will Kontinuität von der U6 bis zur Kampfmannschaft. Und er meinte, dass er sich als der erste und wesentliche Unterstützer des Trainers sieht. Seine Devise: Nur ein starker Trainer kann gute Arbeit leisten."

Für Coach Peter Schöttel, der in die Personalie nicht eingebunden war, klingt das gut. Einmal im Schatten zu stehen, genoss der 45-Jährige: " Was den sportlichen Bereich betrifft, war es schon sehr auf eine einzelne Person fokussiert, gerade als es nicht so gut gelaufen ist." Schöttel begrüßte das Engagement eines Außenstehenden, "der sich ganz frei seine Meinung aufbauen kann".

Für Schulte, der 2007 in Essen während des Orkans Kyrill durch einen umstürzenden Baum lebensgefährlich verletzt worden war, ist Wien völliges Neuland. Als Spieler wirkte Schulte unter anderem für Fortuna Köln und St. Pauli, als Trainer war er außer bei St. Pauli (1987 bis 1991) auch bei Dynamo Dresden (1991/92) und bei Schalke (1993), ehe er ins Management wechselte. Nach den Stationen Lübeck, St. Pauli und als Nachwuchs- und Scoutingleiter bei Schalke kehrte er 2008 zum Hamburger Traditionsklub zurück, wo er bis Mai sportlicher Geschäftsführer war.

Schulte brauchte also gar nicht erst zuzugeben, Vereine mit Tradition und Emotion zu mögen. "Natürlich kann Leidenschaft, auch Leiden schaffen. Das weiß man, aber es ist viel, viel schöner. Das ist das Leben." (APA, red, DER STANDARD 21.12.2012)