Der WWF zieht unter Artenschutzgesichtspunkten eine zweischneidige Jahresbilanz. Zwar gibt es, vor allem dank neuer Schutzgebiete und konstanter Aufklärungsarbeit, Gewinner wie etwa den Luchs oder den Berggorilla. Doch auch 2012 ist es nicht gelungen, den Artenschwund einzudämmen. "Die Hauptursachen sind Lebensraumzerstörung, Klimawandel, Wilderei und Übernutzung", sagt Georg Scattolin vom WWF Österreich. Vor allem die massive Zunahme der Wilderei hat 2012 zahlreichen Tierarten zugesetzt. Seit Anfang 2012 sind zum Beispiel weit über 10.000 Elefanten aus den Savannen und Wäldern Afrikas verschwunden. Sie wurden Opfer von Wilderern, die es auf ihre Stoßzähne abgesehen haben.

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Ein weiterer "Verlierer" ist das Java-Nashörner. Mit nicht einmal 50 Tieren gehört es zu den bedrohtesten Säugetieren der Erde. Auch ihre kritische Lage ist der Wilderei geschuldet. Die Hörner gehen vor allem nach Vietnam, wo sie in geriebener Form als dubiose Heilmittel eingesetzt werden.

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Egal ob Orang-Utan, Bonobo oder Schimpanse: Auch unseren nächsten Verwandten im Tierreich geht es immer schlechter. Rücksichtlose Wilderei, Lebensraumzerstörung und die unruhige politische Situation führen zu einem bisher ungebremsten Rückgang der Bestände.

Die Geschichte zum Bild: Orang-Utan mit 104 Luftgewehrkugeln im Körper gefunden

Foto: orangutan foundation uk

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Und manche Tierarten wie das Saola werden vielleicht nicht einmal mehr gründlich erforscht werden können: Zwei Jahrzehnte nach der sensationellen Entdeckung der neuen Huftier-Spezies steht diese Art bereits wieder vor dem Aussterben. Das antilopenähnliche Waldrind kommt nur in den Annamiten-Bergen im Grenzgebiet von Vietnam und Laos vor und ist akut durch Wilderei bedroht. Über das geheimnisvolle Waldrind ist der Wissenschaft sehr wenig bekannt. Vermutlich leben nur noch ein paar Dutzend Saolas in freier Wildbahn.

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Wird der umstrittene Belo Monte-Staudamm - aller weltweiten Proteste zum Trotz - gebaut, bedeutet dies das Aus für die Amazonasschildkröten am Rio Xingu. Jährlich wandern bis zu 30.000 Weibchen hunderte Kilometer weit aus dem gesamten Amazonasgebiet bis zu den Sandinseln im Unterlauf des Xingu. Der Staudamm würde nicht nur den weltgrößten Schildkröten-Brutplatz zerstören. Die Österreichische Andritz AG ist durch ihre Beteiligung am Belo Monte-Projekt auch mitverantwortlich an der Umsiedlung zehntausender Menschen, die entlang des Xingu-Flusses leben.

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Doch es gibt nicht nur negative Nachrichten. Im Juni brachte zum Beispiel Luchsin Freia im Oberösterreichischen Nationalpark Kalkalpen zwei gesunde Junge zur Welt. Im November tappte sie mit einem der beiden in eine Fotofalle. Nun ist sicher, dass zumindest ein Luchsjunges die kritischen ersten Monate überstanden hat. Damit die wenigen Luchse in Österreich, die noch dazu stark verstreut leben, auf Dauer eine Chance haben, braucht es im Alpenraum weitere Luchsfreilassungen.

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In Deutschland gibt es mittlerweile 18 Wolfsrudel und einige Einzeltiere. Auch in Österreich beginnt sich Isegrim wieder durchzusetzen. Seit 2009 konnten jedes Jahr einzelne durchziehende Wölfe nachgewiesen werden. Ein Männchen aus den Westalpen hält sich bereits seit mehr als zwei Jahren in Niederösterreich auf. Der WWF setzt sich für ein möglichst konfliktfreies Miteinander mit dem Wildtier ein und hat am Wolf-Managementplan mitgearbeitet. Erfahrungen aus unseren Nachbarländern zeigen, dass sowohl Herdenschutzhunde als auch spezielle Zäune oder Behirtung helfen, Schaden vorzubeugen.

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Um die letzten Amur-Leoparden zu schützen, hat die russische Regierung nach jahrelanger Vorarbeit des WWF im Fernen Osten an der chinesischen Grenze einen neuen Nationalpark eingerichtet. Mit nur noch rund 30 Tieren ist diese Leoparden-Unterart die seltenste Großkatze der Welt. Im neuen so genannten "Leopardenland" - das so groß ist wie Vorarlberg - sollen bis zu 50 Tiere Lebensraum finden und der Amur-Leopard so vor dem Aussterben bewahrt werden.

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Die einzigen Vertreter der Menschenaffen, deren Population dank intensiver Naturschutzmaßnahmen leicht angestiegen ist, sind die Berggorillas. Die insgesamt 880 Silberrücken leben nur noch in den zwei Nationalparks Bwindi und Virunga, die sich in der Demokratischen Republik Kongo, Uganda und Ruanda befinden. Die größte Bedrohung für die Gorillas sind Schlingfallen, Lebensraumverlust und die Übertragung von Krankheiten durch den Menschen. Eine große Gefahr stellen auch Ölbohrungen im Virunga Nationalpark dar. (jus, derStandard.at, 20.12.2012)

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