Die Röhrennasen-Teufels-Fledermaus (Murina beelzebub) lebt in Vietnam.

Foto: Gábor Csorba/WWF

Die Rubinäugige Bambusotter (Trimeresurus rubeus) zählt zu den 21 neu entdeckten Reptilienarten.

Foto: Peter Paul van Dijk/Darwin Initiative/WWF

Den "Yin und Yang-Frosch" erkennt man an den schwarzen-weißen Augen.

Foto: Jodi J. L. Rowley/WWF

Die Mekong-Region in Südostasien bleibt ein Hot-Spot für die Entdeckung bislang unbekannter Pflanzen- und Tierarten. 126 neue Arten sind allein im Jahr 2011 in der Region gefunden worden. Zehn dieser Arten - neun Tier- und eine Orchideenart - stellt der neue WWF-Report "Extra Terrestrial" vor, der am Dienstag in Hanoi (Vietnam) präsentiert wurde. Darunter befinden sich zum Beispiel eine Fledermaus "mit dämonischem Aussehen", ein blinder Grottenfisch, eine rubinäugige Grubenotter und ein Laubfrosch, der wie ein Vogel singt.

Bedrohte Artenvielfalt

Insgesamt wurden 2011 in der Region 82 Pflanzenarten, 13 Fischarten, 21 Reptilien-, fünf Amphibien- und fünf Säugetierarten entdeckt. Gleichzeitig warnt die Umweltschutzorganisation davor, dass das Artenparadies gefährdet ist: Alarmierende 30 Prozent der Wälder seien in den vergangenen vier Jahrzehnten aus der Region verschwunden. Zudem zähle der illegale Wildtierhandel zu den größten Bedrohungen für das Überleben der Arten in Südostasien. Deshalb sei die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen wichtiger denn je. "Der WWF Österreich hat in Laos eine FSC-zertifizierte Rattanproduktion aufgebaut, die lokalen Dorfgemeinschaften ihr Einkommen sichern und zugleich die artenreichen Wälder schützen soll", erklärte Georg Scattolin, WWF-Artenschutzexperte.

Laut der Umweltschutzorganisation würde der in Laos in Bau befindliche Xayaburi-Damm, für dessen Wasserkraftwerk die österreichische Andritz AG die elektromechanische Ausrüstung liefert, die außergewöhnliche Artenvielfalt und Produktivität dieses Flusses bedrohen, der die Lebensgrundlage von über 60 Millionen Menschen darstellt. "Der Xayaburi-Damm würde eine unüberwindliche Barriere für zahlreiche Fischarten darstellen, von denen etliche noch nicht einmal entdeckt sind", bedauerte Scattolin.

Neu entdeckte Arten

Zu den im Bericht beschriebenen Arten, zählt die winzige, ausschließlich in Vietnam bekannte Röhrennasen-Teufels-Fledermaus (Murina beelzebub). Eine neue "gehende" Welsart (Clarias gracilentus) wurde in Flüssen der vietnamesischen Insel Phu Quoc entdeckt. Dieser Wels kann sich mit Hilfe seiner Brustflossen aufrecht halten und mit schlangenartigen Bewegungen vorwärts kriechen. Ein golden glänzender Miniatur-Fisch von zwei Zentimetern Länge mit einem großen dunklen Fleck, wurde im südlichen Thailand gefunden.

Ein perlmuttartig schimmernder Karpfen wurde in Zentrallaos entdeckt, wo der Xe Bangfai-Fluss auf sieben Kilometern Länge als Karstfluss unterirdisch verläuft. Der völlig blinde Höhlenfisch, erhielt den Namen Bangana musaei und wurde angesichts seines extrem limitierten Lebensraumes sofort als gefährdet eingestuft.

Singende Froschart

Eine Laubfroschart fasziniert mit einer Stimme, die mehr wie ein Vogel als ein typischer Frosch klingt. Wie alle männlichen Frösche lässt Gracixalus quangi seine Rufe während der Paarungszeit erklingen. Doch statt die Weibchen mit wiederholtem Quaken zu locken, komponiert er immer neue Melodien. Keine zwei Tonfolgen gleichen einander, und jeder einzelne Frosch vermischt darin Schnalz-, Pfeif- und Zwitscherlaute in einer einzigartigen Ordnung. Das Bemerkenswerte an den Fröschen der Gattung Leptobrachium wiederum sind ihre markant gefärbten Augen. So erkennt man den 2011 im immergrünen Nebelwald Süd-Vietnams entdeckten "Yin und Yang-Frosch", an seinen schwarzen-weißen Augen.

Die Mekong-Region

Das Gebiet, in dem 320 Millionen Menschen leben, umfasst die Länder Kambodscha, Laos, Myanmar, Thailand und Vietnam sowie die südliche chinesische Provinz Yunnan. Der Mekong rangiert in Sachen Artenvielfalt gleich nach dem Amazonas an zweiter Stelle. Allein im Jahr 2009 waren in der Region 145 unbekannte Arten entdeckt worden, beispielsweise haushohe fleischfressende Pflanzen und fliegende Glatzköpfe. (red, derStandard.at, 18.12.2012)