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Wilfried Haslauer jr. (VP) will Landeshauptmann werden.

Foto: APA/Gindl

Wilfried Haslauer junior ist Anwalt. Spieler ist er nicht. Trotzdem setzt er im Zuge des Finanzskandals jetzt alles auf eine Karte: Gelingt sein Coup und gewinnt die ÖVP die vorgezogenen Neuwahlen, übernimmt er jenes Amt, das sein Vater Wilfried Haslauer senior 1989 abgegeben hat. Der 56-Jährige hätte das VP-Kernland Salzburg zurückerobert.

Für Haslauer wäre das eine Genugtuung: Neun Jahre musste er sich hinter Gabi Burgstaller mit der Nummer zwei begnügen. Und weil er gegen die populäre Landeshauptfrau kaum reüssierte, versuchte er sich als Sachpolitiker zu profilieren - eine Linie, die seinem zurückhaltenden Naturell entgegenkam. Masterpläne wurden erarbeitet, Erfolge stellten sich ein: Die Pinzgau-Bahn und das Jazzfestival Saalfelden konnten gerettet werden, um zwei Beispiele zu nennen. Nur die Herzen der Menschen flogen ihm nicht zu, der Erfolg beim Wähler blieb aus. Sacharbeit allein macht eben noch keinen parteipolitischen Erfolg.

Kurskorrektur

Eine Kurskorrektur musste her. Diese vollzog Haslauer im Herbst dieses Jahres. Nach einer Kampagne des Kleinformats gegen ein Kraftwerksprojekt im Lungau verließ Haslauer die Regierungslinie und stellte sich gegen das Projekt. Seither sonnt er sich in der Unterstützung des Boule vards. Seine Mahnungen - auch an die eigene Partei -, nicht nur auf Wahltermine und Umfragen zu schielen, sind Geschichte.

Die VP-Landesorganisation hat Haslauer junior nach dem glücklos agierenden Franz Schausberger 2004 übernommen. Die Ochsentour durch die Partei blieb dem Junior mit dem großen Namen freilich erspart. Er war aber immer gut vernetzt: als Mitglied im Cartellverband (Rheno-Juvavia Salzburg) und als Chef der VP-Ideologieschmiede "Seebrunner Kreis". Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er erstmals als Verteidiger eines der Hauptangeklagten im Prozess nach der Brandkatastrophe von Kaprun bekannt.

Das Risiko für die VP im aktuellen Poker um den Landeshauptmannsessel ist hoch, droht die VP doch selbst in den Skandalstrudel zu geraten. Haslauers persönliches Risiko dürfte überschaubarer sein. Gelingt der Coup nicht, wird er voraussichtlich in eine gutgehende Anwaltskanzlei zurückkehren können.

Dann wäre auch wieder mehr Platz für Privates. Und da ist der sonst so stramm Konservative durchaus "modern": Der vierfache Vater lebt nach zwei Ehen jetzt in einer Partnerschaft. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 18.12.2012)