Berlin - Junge Frauen in Deutschland sind besser ausgebildet als ihre männlichen Kollegen, haben auf dem Arbeitsmarkt aber trotzdem die schlechteren Karten. Das ist das Fazit einer am Montag veröffentlichten Untersuchung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Um die Ungleichbehandlung zu ändern, rät sie in Deutschland zu einem hochwertigen Betreuungsangebot für Kinder sowie zur Abschaffung des Ehegatten-Splittings und des gerade erst beschlossenen Betreuungsgeldes.

27 Prozent der Frauen in Deutschland zwischen 25 und 34 Jahren haben einen Abschluss von einer Universität, einer Fachschule oder einen Meisterbrief. Bei den gleichaltrigen Männern sind es nur 25 Prozent. "Zwar sind Frauen heute in vielen Ländern häufiger berufstätig als noch vor zwanzig Jahren, aber gerade in Deutschland, Österreich und der Schweiz arbeiten sie überproportional oft in Teilzeitanstellung", heißt es. "Das hat negative Auswirkungen auf ihr Gehalt und auf ihre Karriere." Frauen mit einem mittleren Einkommen verdienen im Schnitt 22 Prozent weniger als Männer, Freiberuflerinnen sogar 63 Prozent weniger - mit entsprechenden Folgen für die Rente.

Dabei liegt der Anteil der erwerbstätigen Frauen in Deutschland mit 68 Prozent über dem OECD-Durchschnitt von 60 Prozent. Viele Mütter würden aber wegen mangelnder Möglichkeiten zur Kinderbetreuung zu Teilzeit gezwungen. "Bei 25- bis 54-Jährigen mit Kindern in Schule oder Ausbildung sind es 62 Prozent, in Frankreich dagegen nur 26 Prozent", so die OECD.

Um daran etwas zu ändern, fordert die OECD eine bessere Kinderbetreuung. Die Reform der Elternzeit habe zwar dazu geführt, dass mehr Väter eine Auszeit für ihre Kinder nehmen. "Insgesamt fehlt in Deutschland aber vielerorts ein qualitativ hochwertiges und erschwingliches Betreuungsangebot", beklagen die Experten. Als Folge des Ehegattensplittings habe Deutschland auch das OECD-weit einzige Steuer- und Sozialsystem, "in dem es sich für Eltern schulpflichtiger Kinder nicht lohnt, dass beide Teile arbeiten". Die Einführung des Betreuungsgelds für Kinder von 13 bis 36 Monaten "könnte Mütter mit Kleinkindern zudem verstärkt motivieren, zu Hause zu bleiben und so die ohnehin schon erheblichen Unterschiede zwischen Männern und Frauen auf dem deutschen Arbeitsmarkt verfestigen". (APA/Reuters, 17.12.2012)