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Nach ihrem Sturz hat Lindsey Vonn natürlich etwas traurig aus der Wäsche geschaut. Dabei geht es der besten Skifahrerin der Gegenwart insgesamt richtig gut.

Foto: APA/EPA/Horcajuelo

Val d'Isere - Freilich, das eine hat mit dem anderen rein gar nichts zu tun. Also Lindsey Vonns Sturz in der Abfahrt von Val d'Isere hat mit jenem Interview für das Magazin People nichts zu tun, in dem die beste Skiläuferin der Gegenwart von ihrer psychischen Erkrankung berichtet.

Auf der Piste Oreiller-Killy erlitt die viermalige Weltcupsiegerin nur einen sportlichen Rückschlag. Nachdem die US-Amerikanerin schon im zweiten Training nur mit Mühe einen Sturz hatte verhindern können, unterlief ihr am Freitag im Rennen im Karussell bei Höchsttempo ein Innenskifehler, dessen Folgen die Fangzäune nur in Grenzen halten konnten. Vonn erlitt Prellungen. Deutlich mehr geschockt war ihre im Ziel wartende Schwester Laura, während sich die Schweizerin Lara Gut (21) eines Lächelns nicht erwehren konnte, wusste die Bestzeithalterin doch im Moment des Ausfalls der haushohen Favoritin, dass es gut aussah für ihren dritten Weltcupsieg, ihren ersten in der Abfahrt.

Ein Krise ganz anderer Art durchlebte Vonn vor vier Jahren. Da habe es eine Phase gegeben, in der sie nicht mehr aus dem Bett gekommen wäre. "Ich fühlte mich hoffnungslos, leer, wie ein Zombie. Ich konnte nicht einmal mehr heulen", verriet die 28-Jährige im Interview mit People. Seither nehme sie Antidepressiva.

Erste Anzeichen ihrer Erkrankung habe sie schon 2002, mit 17 Jahren, verspürt. Auslöser der Depressionen könnte die Trennung der Eltern gewesen sein. "Wegen meiner Sturheit oder weil ich mich schämte, zuzugeben, dass etwas gewaltig schieflief, habe ich nichts unternommen." Sie habe alle Emotionen ins Skifahren investiert, das sei für sie immer ein Ventil gewesen. "Ich heulte mich in den Schlaf, aber am nächsten Morgen stand ich auf dem Berg und fühlte mich gut. Wenn ich Ski fahre, bin ich glücklich."

Vonn ließ sich 2008 auf Anraten ihres Ehemanns Thomas behandeln. Innerhalb eines Monats habe sich ihr Zustand dramatisch geändert, habe sie sich wie eine andere Person gefühlt. "Ich hatte endlich wieder Freude daran rauszugehen." Ein Rückschlag sei die Scheidung im vergangenen Jahr gewesen, gescheitert wäre die Ehe schon 2010, nach ihrem Olympiasieg in der Abfahrt. "Im Fernsehen oder in Artikeln ging es immer nur um meine großartige Ehe, all den Erfolg und mein perfektes Leben. Aber hinter der Kulisse war es ein Kampf."

Vonn hatte im November mit einer Darmerkrankung zu kämpfen, musste in Krankenhaus behandelt werden. Damals gab es Spekulationen, sie leide an Depressionen. Vonn eilte aber, kaum genesen, wieder von Sieg zu Sieg, weil nun "alle Teile meines Lebens zueinanderpassen". (red - DER STANDARD, 15.12. 2012)