Alexandra Schütz ist erst 32, die Fachsozialbetreuerin leitet eine Lebenshilfe-Werkstatt in Bad Vöslau, in der 28 Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung tagsüber bei ihrer Arbeit betreut werden. In vier Werkstätten werden Kerzen, Holzspielzeug und Kunsthandwerk hergestellt.

Eigentlich hatte Schütz mit einer HBLA für Kunstgewerbe begonnen, dann aber bemerkt, dass sie den enormen Leistungsdruck nicht mochte. Nebenbei hatte sie bereits damals ehrenamtlich in einem Pflegeheim für alte Menschen ausgeholfen und die dort Arbeitenden beim künstlerischen Freizeitangebot unterstützt. Dabei erkannte sie, dass ihr die Verbindung von kreativem und sozialem Arbeiten Spaß macht. Sie brach die HBLA ab, machte ein Jahr ein Volontariat bei der Lebenshilfe und begann mit der Ausbildung an einer Lehranstalt für heilpädagogische Berufe, die der heutigen SOB, der Schule für Sozialbetreuungsberufe, entspricht.

Gleich eine Woche nach ihrem Schulabschluss begann sie 2004 in der Lebenshilfewerkstatt in Bad Vöslau zu arbeiten. 2008 ging die Leiterin in Pension, und Schütz folgte ihr nach. Die Entscheidung war und ist für Schütz die Richtige. Zwar biete sie täglich eine neue Herausforderung, aber: "Es wird nie langweilig. Wir unterstützen die Menschen bei ihrer Arbeit, wo sie Hilfe benötigen, ohne sie zu bevormunden." Wenn man dann merke, wie stolz jemand ist, dass er etwas gelernt hat und etwas schafft, was davor nicht geklappt hat, sei das auch für die Mitarbeiter ein "Riesenerfolg".

In der Werkstatt sind alle Fachkräfte. Denn eine gute fundierte Ausbildung brauche man schon, es geht um Geduld, verbale Anleitung und pädagogische Unterstützung. Sie besuchen immer wieder auch Fortbildungen, um neue Ansätze in der Arbeit mit Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung zu erlernen. Das braucht es auch, schließlich kann es zwar sehr selten, manchmal aber doch auch zu Gewaltausbrüchen oder Selbstverletzungen kommen.

Geschultes Personal kann vorbeugend wirken und damit im Fall der Fälle auch besser umgehen. Als Profis verdienen die Mitarbeiter ihr Geld damit. Dass die Entlohnung eine weit schlechtere als bei anderen Berufsgruppen sei, spiegle schon eine geringere gesellschaftliche Bewertung der Arbeit wider. Trotzdem will Schütz ihre Arbeit nicht missen: "Jedem im Sozialbereich ist klar, dass man keine große finanzielle Karriere macht. Aber man arbeitet in einem sinnvollen Bereich." (mma, DER STANDARD, 15./16.12.2012)