Von links: Anna Greiter, Thomas Lackner, Brigitte Jaufenthaler, Bernhard Wolf, Wolfgang Hundegger.

Foto: Fotowerk Aichner

Das Leben hat es mit Familie Kluge scheinbar gut gemeint. Papa Ingo (Thomas Lackner) ist erfolgreich als Werbetexter, Mutter Johanna (Brigitte Jaufenthaler) jettet als Schirmherrin sämtlicher Krebs-Charity-Galas um die Welt. Tochter Gesine (Anna Greiter) ist die jüngste Altphilologin überhaupt, Sohn Gerald (Bernhard Wolf) offenbar im Immobilienbusiness tätig, und das Eigenheim ist nach allen Regeln der Feng-Shui-Kunst eingerichtet.

Doch die Fassade, so zeigt sich in Manfred Schilds Inszenierung von Sushi für alle im Innsbrucker Kellertheater, ist äußerst brüchig. Die Mutter kommt so selten nach Hause, dass ihr gar die eigene Hausnummer entfallen ist. Die Altphilologin steckt noch mitten in der Pubertät und überrascht die Ihren durch andere Umstände nach einer schnellen Nummer im Kopierraum. Der Immobilienmanager hat nach verpatzter Erziehung gehörig eine Macke weg und benötigt dringend therapeutische Hilfe. Und der Vater erdenkt sich eine makabre Exit-Strategie, um der verkorksten Situation zu entkommen. Übers Internet heuert er seinen eigenen innerfamiliären Nachfolger (Wolfgang Hundegger) an.

Der isländisch-deutsche Autor Kristof Magnusson hat mit Sushi für alle eine launige Komödie über Familienhölle und -idylle verfasst. Luis Graninger kleidet den gesamten Bühnenraum bis an die Decke mit grauem Plüsch aus, so dass der Gedanke an eine Gummizelle naheliegt. Die Kostüme von Andrea Spiegel sind farblich präzise aufeinander abgestimmt. Regisseur Manfred Schild gelingt hier ein durchaus vergnüglicher Abend. (Dorothea Nikolussi-Salzer, DER STANDARD, 14.12.2012)