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Viele Opiatabhängige leiden auch unter anderen psychiatrischen Erkrankungen. Insbesondere diese Patienten konsumieren vermehrt Benzodiazepine.

Foto: APA/Uli Deck

Wien - In Österreich soll die zur Drogenersatztherapie begleitende Verschreibung von Schlaf- und Beruhigungsmitteln (Benzodiazepine) reduziert werden. Eine Leitlinie für Ärzte, neue Regelungen in der "Psychotropenverordnung" zur Rezeptur und das "Auseinzeln" des Tagesbedarfs solcher Arzneimittel in den Apotheken sollen helfen. Die Verordnung tritt am 15. Dezember in Kraft.

"Damit soll die Ärzteschaft bei der anspruchsvollen Behandlung der Opiatabhängigkeit bei gleichzeitiger Benzodiazepin-Missbrauchsproblematik unterstützt werden. Ziel ist es, die Betroffenen in regelmäßiger suchtmedizinischer Behandlung und Begleitung zu halten und beim substituierenden Arzt zugleich auch die Behandlung der Benzodiazepinproblematik anzubinden", sagte Bundesdrogenkoordinatorin Johanna Schopper. Mit der Umsetzung der Maßnahmen sollen der hochriskante Mischkonsum und das Überdosierungsrisiko gesenkt und die Patienten gesundheitlich stabilisiert werden.

"Begonnen hat es schon vor einigen Jahren mit der Szene am Karlsplatz", sagte Wiens Drogenkoordinator Michael Dressel im Frühjahr bei der Vorstellung der Initiative. "Uns ist auch aufgefallen, dass viele der Drogenkonsumenten dort sehr verelendet waren und auch Benzodiazepine konsumiert haben. Es war klar, dass es hier Handlungsbedarf gibt."

Begleitende psychiatrische Erkrankungen

Der Hintergrund: Von 30.000 bis 34.000 Opiatabhängigen in Österreich befinden sich rund 17.000 in Substitutionsbehandlung (Drogenersatzbehandlung mit Methadon, Buprenorphin, retardiertem Morphin etc.). 60 Prozent der Opiatabhängigen weisen auch andere psychiatrische Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen oder Schizophrenie auf. Speziell hier kann es zum vermehrten Gebrauch von Schlaf- und Beruhigungsmitteln in hohen Dosierungen kommen.

Der Mischkonsum mit Opiaten und/oder Alkohol kann lebensgefährlich sein. "Bei 92 Prozent der drogenbedingten Todesfälle lag in der Obduktion nachweisbar ein Mischkonsum vor, bei 77 Prozent waren Benzodiazepine beteiligt", so Schopper. Die Daten beziehen sich auf das Jahr 2010, pro Jahr sterben in Österreich um die 170 Personen durch Drogenkonsum.

Missbrauch reduzieren

"Es ist seit Jahren bekannt gewesen, dass Arzneimittel wie Rohypnol und Somnubene missbräuchlich verwendet werden", sagte der Wiener Drogenbeauftragte Alexander David. Oft erfolgten die Verschreibungen via Privatrezept, häufig kam es aber auch zur Fälschung solcher Rezepte. Die neuen Regeln sollen die Missbrauchsmöglichkeiten reduzieren.

- Mit der Neuverfassung der "Psychotropenverordnung" wird der Wirkstoff Flunitrazepam einer verpflichtenden Verschreibung auf fälschungssichere Suchtgiftrezepte unterstellt.

- Im Körper langsamer anflutende Benzodiazepine können als rezeptiertes Präparat nicht mehr wiederholt abgegeben werden.

- Über die Chefärzte der Krankenkassen können derartige Verschreibungen für einen (kontrollierten) Monatsbedarf bewilligt werden.

- Ärzte sollen auf Rezepten die Abgabe von jeweils einer Tagesdosis vermerken. Den Apothekern wird diese "Auseinzelung" der Tabletten abgegolten.

- Leitlinien für die Ärzte sollen den Benzodiazepin-Beigebrauch eingrenzen und senken, indem Benzodiazepine Drogenabhängigen nur noch im Rahmen eines längerfristigen Therapieplans verschrieben werden dürfen. Weiters soll vermehrt auf eine Betreuung durch Psychiater geachtet werden.

Sowohl Apotheker- als auch Ärztekammer betonten die Notwendigkeit solcher Schritte. Man benötige klare Regeln für einen reglementierten Bezug dieser Arzneimittel, hieß es. (APA, 13.12.2012)